Jahrzehnt: 2010er

Hörenswertes, Mai 2016: Anohni, Death Grips, Mo Troper, Radiohead
In meiner April-Musikschau war noch alles ganz kuschelig, wohlig warm... eigentlich sogar schon frühsommerlich. Im Mai sieht das ganze irgendwie
Hörenswertes, April 2016: The Body, Kaada & Patton, Autolux, Kevin Morby
1 April ist gekomm und brint uns 1 Rainbow Schwan der Wetter schön und 1 sonnige Tag genießt (Hach...). Abgesehen
Warum Böhmermanns BE DEUTSCH trotzdem rockt…
Gleich mal als Disclaimer und tl;dr vorangestellt: Ich bin der festen Überzeugung, dass Böhmermann derzeit der einzige ist, der den
Hörenswertes, März 2016: Lucy Dacus, Crater, Bird on the Wire, Iggy Pop, Bela
Frühling, Frühling, Frühling! Was soll ich anderes sagen? Frühling, Frühling, Frühling! Hell, yeah! Die Sonne scheint, die Vögel singen, Berlin
Hörenswertes, Februar 2016: Pinegrove, The Prettiots, Bianca Casady, Two Ich Astronaut
Der Februar nähert sich dem Ende... und mein Plan wieder mehr frische Musik zu hören zahlt sich aus. In diesem
Hörenswertes, Januar 2016: David Bowie, Tortoise, Savages, Fjørt
Der Januar ist fast vorbei und ich kann erst einmal hinter mein Vorhaben, 2016 wieder mehr musikalische Neuveröffentlichungen zu hören,
Goodbye David Bowie
Es ist schon ein merkwürdiger Zufall: Einen Tag vor Bowies Tod habe ich sein neustes - und letztes - Album
15 Jahre – Happy Birthday, Plattentests.de
Wenn ich nach meiner musikalischen Sozialisation gefragt werde, kommen mir natürlich als erstes die Bands in den Sinn, die ich als
Hörenswertes, Herbst 2014: Castanets, Swans, Electric Wizard, …And you will know us by the trail of dead
Sorry Leute. Seht es ein. Der Sommer ist vorbei, der Punk ist tot und der Pop riecht schlecht. Anbei sende
Hörenswertes, Januar 2014: Sunn O))) & Ulver, Blank Realm, A Silver Mt. Zion, Xiu Xiu, Dum Dum Girls, Billie Joe and Norah Jones
Das Jahr 2014 startet groß... richtig groß. Bereits der Januar kann es locker fast im Alleingang mit 2013 aufnehmen und
Hörenswertes Herbst 2012: Rival Sons, Godspeed You! Black Emperor, Max Richter, Brockdorff Klang Labor, Dreamscape
Herbst... und Sonne! Zumindest hier in Berlin. Und dennoch das Bedürfnis nach wohltuenden, wärmenden, angenehmen Klängen. Naja, wenn ich diesen
Hörenswertes Herbst 2012: Converge, Swans, The Mountain Goats, Dinosaur Jr, Portico Quartet
Lauter gute alte Freunde... So kann dieser Hörenswert-Artikel für den Herbst zusammengefasst werden. Ihr wisst schon, die Typen, die man
Hörenswertes Juni 2012: Patti Smith, 2:54, dEUS, King Tuff, The Future of the Left
Fetzen muss es! Immerhin ist Sommer, Schluss mit den netten Pop-Hymnen, rein ins Leben. Naja, bevor das hier zum Manifest
Hörenswertes Februar 2012: Errors, Tindersticks, Motorpsycho & Ståle Storløkken
Drei spannende Alben für einen aufregenden Februar. Sowohl Motorpsycho in enger Zusammenarbeit mit Ståle Storløkken als auch die Tindersticks haben mit
Hörenswertes Herbst 2011: Yann Tiersen, Priestbird, Collapse under the Empire, The Book of Knots
Warum zu Hölle sind wir eigentlich im Moment so trantütig, was Hörenswertes-Artikel betrifft? Ich habe für diese vier Reviews auch
Hörenswertes September/Oktober 2011: Opeth, Dream Theater, Wolves in the Throne Room, Machine Head, Mastodon
Jetzt beginnt die unwirtliche und raue Zeit des Jahres... Aber wir wollen nicht lamentieren und stattdessen den Herbst mit deftiger
Hörenswertes September 2011: dEUS, Male Bonding, Dum Dum Girls, Nils Petter Molvaer
Der Herbst hinterlässt die ersten Spuren... keine Sorge. Es sind nur kleine, kaum zu sehende Fußabdrücke, die die bereits prophetisch
Hörenswertes August/September 2011: Primus, Thees Uhlmann, Sungrazer, Beirut
Jepp... das Sommerloch. Viel Musik gehört, aber wenig Muße zum Schreiben gefunden. Hier soll daher noch einmal  nach den Klängen
Hörenswertes Juli 2011: Boris, John Tejada, Jakko Jakszyk, Robert Fripp & Mel Collins (A King Crimson ProjeKct)
Ja Freunde... es ist Sommer. Das Wetter beschissen, der Urlaub in weiter Ferne, die Stimmung trübe, und wir hinken Dank
Hörenswertes Juni 2011: Fink, Esmerine, Thurston Moore, 13&God
Okay, okay... es braucht kein langes Drumherumreden. Auch dieses Mal tendieren unsere hörenswerten Alben wieder in Richtung der dunkel schillernden
Hörenswertes: Mai 2011: 31Knots, Gabby Young and other Animals, Blackmail, Wonga
Bunt ist das Leben und granatenstark... Der Mai hat begonnen und wir sind endgültig wieder dort angelangt, wo die Musik
Hörenswertes Mai 2011: Arch Enemy, Bohren & der Club of Gore, TesseracT, This will destroy You
Jaja, wir freuen uns ja alle auf den Sommer. Trotzdem wollen wir an dieser Stelle als Kontrastprogramm zum sonnestrahlenden Indie
Hörenswertes: April 2011: Explosions in the Sky, Za!, The Mountain Goats, Colin Stetson
Nein... Heute wird an dieser Stelle mal nicht über das Wetter gejammert... Warum sollten wir auch, wenn uns die Tage
Hörenswertes: März 2011: Têtes Raides, Nicolas Jaar, Home Video, Jonny Greenwood
Ja ihr lieben Leute... Es wird Frühling. Wir feiern das neu erwachende Leben mit fröhlichem, eleganten Folk Rock aus Frankreich
Hörenswertes: Februar 2011 (II) – Faust, Julia Hülsmann, Rainald Grebe
Einen kleinen Februarnachschlag haben wir noch: Die Hamburger Faust Formation erfreut wieder einmal mit solidem Krautrock zwischen Noise und Industrialsounds,
Kid C? – Rezension zu Radioheads „The King of Limbs“
Als pünktlich zur Jahrtausendwende der neuste Radiohead-Output Kid A angekündigt wurde, geschah dies jenseits jeglicher Normen der Musikindustrie: Keine Singleauskopplungen,
Musikjahr 2010: Mashup- und Bastardpop-Nachschlag
"Mix me Baby, mash me Baby, recreate me Baby!" Das Musikjahr 2010 kann nicht zu den Akten gelegt werden, so
Hörenswertes: Januar 2011 – Anna Calvi, Tu Fawning, Qube, Fujiya & Miyagi
Das Jahr fängt sowohl musikalisch als auch metereologisch schonmal recht ordentlich an. Mit Anna Calvi, Tu Fawning, Qube und Fujiya
Auf zu neuen Ufern…? Neue Alben von Serj Tankian und Sufjan Stevens
Zwei gestandene Indie- und Alternativerockgrößen. Zwei neue Alben, die sich vom bekannten Material abheben... Was steckt hinter den aktuellen, experimentierfreudigen
Herzerwärmendes für den Herbst: Neue Alben von Deerhunter, Yann Tiersen, Manic Street Preachers und Ben Folds & Nick Hornby
Der Herbst kommt zaghaft... aber er kommt. Kalte, nasse und neblige Tage stehen uns bevor. Was wäre da besser, als
Kid "A Thousand suns"? – Rezension zum neuen Album von Linkin Park
Linkin Park? Da war doch mal was... Genau, Linkin Park. Man erinnert sich. Sind zur Jahrtausendwende auf dem Nu Metal
Zwischentöne aus dem Indie Pop Nimmerland – Rezension zu The suburbs von Arcade Fire
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Kid "A Thousand suns"? – Rezension zum neuen Album von Linkin Park

Linkin Park? Da war doch mal was… Genau, Linkin Park. Man erinnert sich. Sind zur Jahrtausendwende auf dem Nu Metal Zug mitgefahren, haben mit Hybrid Theory ein mindestens okayes Album aufgenommen. Eben was damals im Trend war: deftige Alternative Rock Riffs, Rap Parts, Shouts, cleaner Gesang, immer zwischen Aufbegehren und Teenie Weltschmerzpathos. Hat sich wie die Seuche verkauft das Album. Dann kamen noch ein grauenhaft langweiliger Nachfolger, ein zumindest etwas mutigeres Drittwerk und vor allem ungefähr zwei Dutzend Live-, Remix,- Outtake- und Best Of CDs. Irgendwann mochte Linkin Park niemand mehr leiden. Sie galten quasi als Inbegriff einer geldgeilen Musikindustrie, die Resteverwertung als Spitzensport betreibt. Aus knapp dreisig Songs schufen sie Remix um Remix, Resteverwertung um Resteverwertung, Produkt um Produkt, bis es selbst den größten Fans zu viel wurde. Auf dem  Abstellgleis des Nu Metal Pop Zirkus wurden sie von den Musikgourmets beschimpft, von den Kritikern  jovial belächelt.. und von der Industrie gefeiert. Aber heuer ist 2010, eine neue Dekade bricht an und Linkin Park werden mutig Ja, richtig gehört: Mutig.

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Zwischentöne aus dem Indie Pop Nimmerland – Rezension zu The suburbs von Arcade Fire

Wenn in den letzten Monaten nach dem heißersehntesten Indie Pop Album 2010 gefragt wurde, fiel meistens wie aus der Pistole geschossen ein Name: The Suburbs, der dritte Langspielplattenstreich des kanadischen Pop-Kollektivs „Arcade Fire“. Immerhin hatte die Band 2004 mit Funeral eines der beliebtesten Indie Pop Alben des vergangenen Jahrzehnts aufgenommen und auch mit dessen Nachfolger Neon Bible für Begeisterungsstürme bei Fans und Kritikern gesorgt. Ein Hauch von Hoffnung wehte seit der Ankündigung über dem nun erscheinenden Album. Könnten Aracde Fire (vielleicht noch zusammen mit Broken Social Scene) im Alleingang die angerostete Indie-Ehre retten? Wären sie der Hoffnungsträger für die Zukunft der Musik der Hornbrillen- und Sportjackenträger? Selten zuvor wurde ein Album so heiß umsehnt, so mystifziert und diskutiert, bevor überhaupt seine ersten richtigen Töne zu hören waren. Nun liegt es vor uns, in seiner ganzen Pracht…

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Gentrifizierte Pop-Heroen – Das neue Album von Wir sind Helden: Bring mich nach Hause

Auch wenn sie es vermutlich nicht gerne hören: Wir sind Helden sind die Band der Berliner Gentrifizierung schlechthin. Aus der linksalternativen Subkultur entsprungen, Mastermind Judith Holofernes war zuvor als Straßenmusikerin und Solokünstlerin auf den Berlinern Kleinkunstbühnen unterwegs, dann der große Durchbruch, Erfolg auf der ganzen Linie bei Hörern und Kritikern, hipp, angesagt, irgendwie auch schick und sympathisch unbefangen, schließlich die ebenfalls wohlwollend aufgenommenen Nachfolger und schließlich die Babypause. Zum Schema passt, dass Holofernes trotz Kind nicht nach Zehlendorf ziehen will. Szenebezirk Kreuzberg bleibt eben die Heimat und dort kann man sich schließlich auch mit den Hörern und Freunden zwischen Design, Künstlertum und Start Up Gewinnern pudelwohl fühlen. Begleitet von viel Pop, ein wenig Unangepasstheit und der puren Freude am Leben.

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Hinter dem Rauschen… Rezension zu 65daysofstatic – We were exploding anyway

65daysofstatic waren schon immer die Elektroniker unter den aktuellen Postrockern. Auf ihrem neuen Album We were exploding anyway gehen sie noch einen kleinen Schritt weiter und sprengen damit das Genre komplett auf. Ist das überhaupt noch Postrock? kann man sich da schon fragen, wenn die Beats zeitiger sind als die Streicher und Gitarren. Ist das überhaupt noch Postrock? kann man sich fragen, wenn es pulsiert und treibt, wenn es sich selbst zerfleischt im elektronischen Klangtumult. Ist das überhaupt noch Postrock? Oder nicht eher Post Electronica? Post House? Post Trance? Post Techno? Post Industrial? Jedenfalls nach irgendetwas scheint es zu sein… nach was auch immer…

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Im Kopf eklektisch, im Herzen frei – Das neue Album des Jazzpianisten Jason Moran: Ten

Déja-Vu-Alben sind im postmodernen Jazz keine Seltenheit. Man hat eben seine Ikonen und Vorbilder und scheut sich auch nicht diese zu verarbeiten, mit ihnen sie zu spielen und ihren Meisterwerken zu huldigen. So auch zu hören bei dem Pianisten Jason Moran, der nach Art in Residence (2006) satte vier Jahre gewartet hat, um neues Material zu präsentieren. Auf Ten tut er genau das. Und auch wenn sich der Begriff „neu“ ohne Schwierigkeiten relativieren lässt, angesichts der zahlreichen Cover-Versionen, Reminiszenzen und Motivreanimationen, so ist Ten trotz allen Eklektizismus  doch ein fantastisches, frisches und originelles Album geworden.

Jason Moran hat schon vor längerer Zeit mit „The Bandwagon“ zu seiner Stammcrew gefunden. Und dass das Zusammenspiel mit Taurus Mateen am Bass und Nasheet Waits am Schlagzeug nach wie vor perfekt funktioniert, ist auch auf dem neuen Material nicht zu überhören. Gemeinsam schwingen sich die Musiker durch relaxtes Cool-Jazz-Wabern in Morans Eigenkompositionen wie dem beschwingten „Blue Blocks“ oder dem manisch eklektischen „RFK In the Land of Apartheid“. Dabei gelingt ihnen der hervorragende Spagat, zahlreiche Reminiszenzen an Klassiker des Jazz in die verwegen ambivalenten Töne einfließen zu lassen und zugleich eigenständig und frei zu klingen. Ohnehin geht hier dem Zuhörer jedesmal das Herz auf, wenn unerhofft die Tradition einfällt. In der Thelonious Monk Exegese „Crepuscule with Nellie“ steckt so viel Respekt und nostalgischer Charme, dass Morans augenzwinkernde Verspieltheit nur noch am Rand wahrgenommen wird. Gleiches gilt für die behutsame Piano-Ballade „Play to Live“, das zusammen mit dem leider verstorbenen Andrew Hill komponiert wurde und ein nachdenkliches, subtiles Stück Avantgarde Jazz darstellt.

Die Eigenkompositionen (die gut die Hälfte des Albums ausmachen) begeistern ebenso wie die Reminiszenzen an die Vorbilder und fügen sich mit diesen zu einem anspruchsvollen und zugleich harmonischen Ganzen. Das liegt nicht zuletzt an dem Umstand, dass Jason Moran grundsätzlich verweist, auch in seine eigenen Werke Tradition und avantgardistische Lehrmeister einfließen lässt. Die vorsichtige Verwebung von Erhaltung und Erneuerung sorgt für einen ungemein homogenen Flusses der Musik durch den gesamten Tonträger. Rhythmische Hard Bop Kinder wie das treibende „Study No.6“ fügen sich nahtlos an philosophisch verschachtelte Pianoträume wie „Pas de Deux“, das sich auch nicht vor klassischen E-Musik-Einflüssen scheut. Jaki Byard, Thelonious Monk, Leonard Bernstein und auch so manche Free Jazz Ikonen luken aus dem Material immer wieder hervor, ohne jedoch die Selbstständigkeit und die – mal störrische, mal nachdenkliche – Eigensinnigkeit des Gesamtwerkes zu stören.

Jason Moran haucht auch 2010 mit seinen komplexen Interpretationen dem Jazz viel Leben ein, spielt mit der Tradition ebenso wie mit dem Progress und zaubert mit Ten dadurch ein Album, das atmet, lebt, aufbegehrt, sich aber auch zurückzieht, flüstert und einfach nur schweigt. Eine wunderschöne Melange aus Nostalgie und postmodernem Spiel, aus Ruhe und Kraft. Ein starkes Werk zwischen subtiler Piano-Melancholie und rhythmisch-komplexem Aufbegehren. Herz und Kopf gleichermaßen befriedigend, eklektisch und frei zugleich.

Male Bonding: Nothing Hurts – Gestern war gestern

Jaaaa… ein bisschen Nostalgie ist schon dabei. Wenn die Gitarren ordentlich nach vorne schrammeln, so als wäre die gesamte Grunge-Generation niemals im Mainstream angekommen, so als hätten die letzten 15 Jahre nach dem Tod Kurt Cobains nie stattgefunden, als wäre 80er und 90er Jahre Indierock/Protogrunge nach wie vor der heißeste Scheiß… dann hört mindestens ein wehmütiges Ohr mit. Drauf gepfiffen, denn auch wenn Male Bonding keinen Hehl aus ihren Einflüssen machen, klingt ihr Debütalbum Nothing Hurts doch dermaßen frisch, unverbraucht und lässig, dass man fast geneigt wäre zu konstatieren: Genau jene Musik, die im 90er Jahre Alternative Rock ihren Höhe- und Endpunkt fand, jene Musik, die Dinosaur Jr., Hüsker Dü und Echo and the Bunnymen zu ihren Ikonen zählt, jene Musik, die Seattle wie ein Strohfeuer entflammte ist der heißeste Scheiß… und alles andere ist egal.

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Soundgewänder – Rezension zu dem neuen Album von Kayo Dot: ‚Coyote‘

Wohin soll denn die Reise gehen…? Die Avantgarde-Metaller Kayo Dot haben nach dem gefeierten Postrock-Metal-Bastard Dowsing Anemone with Copper Tongue einen extremen Wandel durchgemacht. Weg von den deftigen Postmetalgitarren, weg vom Geschreie und Gekeife, weg von der Aggression hin zu einem fast schon anschmiegsamen experimentellen Postjazzgewaber auf ihrer dritten Langspielplatte Blue Lambency Downward. Das verschreckte die Fans der avantgardistischen Band gar nicht so sehr, was im Nachhinein betrachtet aber nur allzu logisch erscheint. Immerhin waren Kayo Dot schon immer weit entfernt von wüstem Testosteron-Geballer. Stattdessen wohnte ihrem harten, kompromisslosen Sound seit jeher etwas Fragiles, Melancholisches und auch Schönes inne. Da schien es nur konsequent, die Härte zurück zu fahren und sich mehr auf die zerbrechlichen Soundkonstruktionen zu fokussieren. Aber damit war die Reise noch nicht zu Ende, wie das nun 2010 veröffentlichte, konsequent weitergedachte „Coyote“ unter Beweis stellt.

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Eurovision Song Contest 2010… eine ganz ganz kurze Nachlese

Wir wollen uns zurückhalten… Irgendwie freut es uns dann ja auch, dass Lena trotz fehlender BILD-Rückendeckung, trotz unzähliger Lästereien aus dem Heimatland und trotz zahlloser Schwarzmalereien den Eurovision Song Contest 2010 gewonnen hat. Am erstaunlichsten an diesem Abend: Es hat tatsächlich das beste Lied gewonnen. Der gerade mal – nunja – nette Discopopsong „Satellite“ war den restlichen Stücken aus Europa meilenweit überlegen. Das Feld war, wie schon die Jahre zuvor, unfassbar schwach und wirft weder ein repräsentatives noch besonders positives Licht auf die europäische Musikszene. Verloren in einem seltsamen Nimbus zwischen Pop und Schlager präsentierten sich peinliche Boygroup-Retrospektiven (Großbritanniens Josh Dubovie, der zurecht mit einer kläglichen Punktzahl abgestraft wurden), gelackte Semi-Spacerocker (die zumindest hörbaren Vertreter aus der Türkei maNga) und entweder unfassbar peinliche Gaga-Nummern oder sterbenslangweilige Powerpopballaden (das gesamte restliche Feld). Der traurige Höhepunkt war dann auch, als der Zuschauer die grauenhafte spanische Zirkushymne „Algo pequeñito“ von Daniel Diges dank eines durchgeknallten Fans gleich zweimal über sich ergehen lassen musste. Positive Ausnahme war neben dem deutschen Discohit maximal der Vertreter aus Belgien Tom Dice, der gediegenen Songwriter-Folkpop zu präsentieren wusste. Ansonsten musste man sich den gesamten Abend durch schmerzhaft lächerliche Bühnenshows,  uninspirierte Sediernummern, schrecklich gestelzten Pathos und lausige Schlagerpopsongs quälen.

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Rezension zu Anathema – "We’re here because we’re here"

Vor langer, langer Zeit in einem weit weit entfernten Land lebte eine junge Musikkapelle, die sich Anathema nannte. Anathema wie Kirchenbann, wie Exkommunikation, wie die Verfluchung vor Gott und dessen irdischen Vertretern. So wie sie sich nannten, so klang auch ihre Musik, die sie von Dorf zu Dorf ziehend den Menschen präsentierten. Da mischten sich harte Doom-Metal und Gothic-Klänge, da wurde gelitten, gestorben und dämonisiert. Da wurde das Dunkle in der Welt beschworen. Doch dann eines schönen Tages entdeckte ihr Schreiber Danny Cavanagh auf der Reise eine kleine Höhle namens Artrock, in der unglaubliche Schätze verborgen lagen: Dort zu finden waren psychedelische Farben, Schatzkisten voller epischer Hymnen und vertrackter Takte. Danny zog es in diese Höhle, ebenso den Rest der Band, und als sie wieder herauskamen, sollte nichts mehr so sein wie früher. Anathema hatten sich verändert…

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Gute Seele – Rezension zu Reinhard Meys neuem Album "Mairegen"

Reinhard Mey? Ganz klar, die Musik unserer Elterngeneration. Und ja auch schon ein bisschen spießig, irgendwie. Reaktionär würde da sogar so mancher sagen. Schlager für das Bildungsbürgertum, Liedermacherkultur für die Braven und Naiven, weitab vom rebellischen Gestus eines Wader oder Wecker. Viel Kitsch und dieses – zumindest in der Studioversion – grausige „Über den Wolken“, das sich zum Schlagerklassiker gemausert hat. Und als wäre das nicht genug, dann auch noch die Gartennazi-Geschichte, der Heckmeck mit diversen Internetfanprojekten, die nach Post von Meys Anwalt nach und nach ihre Tätigkeit aufgegeben haben um der offiziellen Website den Platz zu räumen. Reinhard Mey sympathisch zu finden, hat einem der eigentlich grundsympathische Liedermacher in den letzten Jahren immer schwerer gemacht. Und doch hält er wacker seine Stellung im deutschen Chanson-Himmel, füllt die Konzertsäle und überrascht immer wieder mit erstaunlich schönen, unprätentiösen und zurückhaltenden Folksongs. Unabhängig von medialem Aufruhr, Authentizität-, Kitsch- oder Sympathiedebatten hat Reinhard Mey ein durch und durch respektables  Œuvre vorzuweisen, eine über 40jährige Karriere mit Kritiker- und Publikumserfolgen.  Schlicht, ein Stück deutscher Liedermachergeschichte und nun 2010 auch wieder mit einem neuen Album am Start.

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Brumm und Blech – Die Krautrockikonen Faust veröffentlichen ein neues Album

Alle Jahre wieder… Wenn es eine Krautrockformation gibt, die die Wirren der Zeit überstanden hat, dann Faust. Seit fast 40 Jahren mit wechselndem Gesicht und unterschiedlicher Besetzung veröffentlichen die deutschen Progressive- und Avantgarde-Urgesteine Album um Album. „Faust is Last“ heißt der neuste von Joachim Irmler und seinen Mannen komponierte Streich. Faust sind die Letzten? Die letzten Überlebenden? Die letzten Avantgardisten? Die Letzten, die den Krautrockhimmel bevölkern, das tote Genre irgendwie am Leben halten? Mäßigung ist hier jedenfalls nicht angesagt: Nicht im Titel, nicht im Artwork – das eine offene geröntge Hand ziehrt – und auch nicht in der Musik, die sich auf 2CDs wie ein Mahlstrom der Avantgardegeschichte über den Hörer wälzt.

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Raabscher Fast Food Funk für den Pop-Olymp: Rezension zu Lenas "My cassette player"

Na also! Erstmal umgewöhnen. Lena Meyer-Landrut gibts nicht mehr. Stattdessen nur noch Lena. Kommt auch besser. Immerhin hat das zweisilbiger Vorname only-Konzept bereits in den 80ern Nicole mit ein bisschen Frieden den Sieg beim Grand Prix de la Chanson beschert. Jetzt soll es Lenas Satellite und ihr Cassette Player richten. Kassettenspieler klingt ja auch schön retro, nach 90er Jahren und so, ist ja mittlerweile auch ne halbe Ewigkeit her. Aber zumindest einmal kurz dürfte noch erwähnt werden, dass die Interpretin dieses Pop-Kleinods eben genau in jenem Jahrzehnt geboren worden ist. 1991 nämlich. Nach der Wende. Als sie sieben war, war auch Helmut Kohl Geschichte, das Internet in seinen zarten Anfangstagen und das gute alte Tape fast ausgestorben. Schwer vorstellbar, wie die mittlerweile 19jährige damals bereits Radiosendungen auf Band aufgenommen haben soll, so wie es die 70er und 80er Jahrgänge  gerne taten. Egal, Authentizität wird im Pop-Business ohnehin überbewertet. Daher wollen wir uns auch gar nicht länger an ihren Barbara Salesch und Alexander Hold TV-Auftritten festhalten, und erst recht nicht an dem albernen „Man sieht für 2 Sekunden einen Nippel blitzen„-Nacktskandal, der wohl wegen Erfolgsneid und Missgunst von der BILD und Diether Bohlen gemeinsam ausgeheckt worden ist. Wir wollen auch nicht darüber spekulieren, wie groß die Chancen Deutschlands dieses Jahr beim angesagtesten europäischen Musikcontest überhaupt sind. Und erst Recht wollen wir uns nicht über das schnellebige Castingkonzept, musikalische Abiturienten und Downloadcharts den Kopf zerbrechen. Hier geht es nur um die Musik. Punkt.

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Bunt, bunt, bunt sind alle unsere Töne – Broken Social Scene: Forgiveness Rock Record

Summer, summer, sunshine, we hate your hate, I was waiting for you, it’s all gonna break… Da hat das Kanadische Kollektiv Broken Social Scene tief in die Trickkiste gegriffen und 2005 mit der selbstbetitelten Scheibe mal so auf die Schnelle eines der besten Indie Rock Alben des letzten Jahrzehnts veröffentlicht. Bunt war es, optimistisch, sommerlich und fröhlich und dennoch komplex, ausufernd, überfrachtet, überlagert, überhastet, überreizt und einfach überherrlich, überphänomenal. Nach dem bunten Wunderlandpaket kamen sie aber auch ganz schön ins Straucheln: Da gab es die etwas halbherzige Broken Social Scene presents Reihe, die auf halber Strecke zwischen Kevin Drew und Leslie Feist stecken blieb, da gab es rührige Popveröffentlichungen eben von jener Dame… und ansonsten herrschte Funkstille. Macht nichts. 2010 melden sie sich nun zurück und pulverisieren die davor liegenden ernüchternden Jahre mit einem Handstreich.

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Im Märzen der Progger… – Vier neue Avantgarde und Progressive Alben unter der Lupe

Das erste Jahresviertel 2010 ist geschafft und von vorsichtig bis ungestüm klopfen die Art Rock, Progressive und Avantgardevertreter an seine Tür. Wir haben für euch gleich vier Alben der Komplexen, Vetrackten, Progressiven und Verspielten unter die Lupe genommen. Zu hören gibt es frischen Avantgarde Pop von Xiu Xiu, rohen rauhbeinigen italienischen Progressive Metal von Watzlawick, ungestümen deutschen Screamo Postcore von The Hirsch Effekt und klassischen Nu Jazz Fusion und Progressive Rock von Jaga Jazzist aus Norwegen.

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Writing… Singing… Playing… – Fünf aktuelle Singer/Songwriter Veröffentlichungen unter der Lupe

Wacker bilden die Songschreiber, Liedermacher, Folkloristen und Sänger eine Bastion gegen alle Trends und aktuellen Popentwicklungen. Folk, Blues und einfache Gitarrenmusik gehören wohl mit zu den Genres, die niemals aussterben werden, unabhängig davon, ob sie sich dem aktuellen Pop-Geschehen öffnen oder einen klaren Widerpart zu ihm einnehmen. Die aktuellsten Alben des weitgefassten Genres scheinen diese Tatsache erneut zu belegen: Es gibt zwei posthum veröffentlichte, uramerikanische Meisterwerke, schrägen Antifolk einer eigenwilligen Harfenspielerin und Sängerin, raubeinigen American Primitive, abgeklärten Alt-Country und melancholischen Folkpop. Wir haben gleich fünf Alben der Einsamen und Eigensinnigen für euch unter die Lupe genommen.

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Yin und Yang der Toten – …And you will know us by the Trail of Dead – Tao of the Dead

Es kann an dieser Stelle ruhig nochmal gesagt werden: Das neue Album von …And you will know us by the Trail of Dead kann man nicht nur wunderbar in einem Rutsch hören, sondern auch in einer formvollendeten Endlosschleife, in der der epische 16Minuten-Rausschmeißer fließend in den Opener übergeht. Alles befindet sich im Fluß, in einem atemberaubenden Sog, in einem geschlossenen Kreis, der dem ambitionierten, universellen Titel – und dem obskuren Coverartwork – mehr als gerecht wird. Ist ja bei einem Trail of Dead Album mittlerweile durchaus üblich. Keineswegs aber bei einem wilden, tanzbaren Rock N Roll Album. Insofern wieder einmal: Chapeau ihr lieben Texaner: Progressive, epische Klangkunst und derben, rotzigen Alternative Rock wunderbar vereint.

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Konservierte Avantgarde – Eine Rezension zu Univers Zeros neustem Album Clivages

Die seit 1974 existierende Band Univers Zero zählt neben Henry Cow, Stormy Six und Art Zoyd zu den prominentesten Vertretern des so genannten RIO – „Rock in Opposition“. In ihrer mittlerweile über 35 Jahre andauernden Karriere hat es die Band allerdings nur auf neun ganze Studioalben, einige EPs und Liveaufnahmen geschafft. Dies liegt nicht nur an der zwölfjährigen Pause, die sich die Band von 1987 – 1999 selbst verordnete, sondern ebenso an dem äußerst unregelmäßigen Veröffentlichungsrhythmus, der Fans auch gerne mal fünf Jahre auf das nächste Werk warten lässt. Das letzte Album „Implosion“ ist 2004 erschienen und nun also, 2010 – sechs Jahre später – der lang ersehnte Nachfolger für Freunde des AvantProg und der komplexen Kammermusik.

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