Monat: November 2022

Die besten Grunge Alben der 90er Jahre VII – Was danach geschah…

Der Schlusspunkt des Grunges wird gemeinhin Ende des Jahres 1994 verortet: Nach dem Tod Kurt Cobains im Sommer dieses Jahres, nach Veröffentlichung der Unplugged in New York und nachdem der Alternative Rock begann auf neuen Pfaden zu wandeln. Gerne wird dabei ja auch über die Kurzlebigkeit des in Seattle entstandenen Genres resümiert. Unabhängig davon, dass er mit seinem 1995er Schlusspunkt stolze vier Jahre in den 90ern präsent war (und darüber hinaus noch ein paar Jahre davor in den 80ern), stimmt dies allein schon deswegen nicht, weil auch danach noch so manches Album erschienen ist, das dem Grunge gut zu Gesicht steht. Genregrößen produzierten hervorragende Grunge-Spätwerke, die „Verlorenen“ des Booms orientierten sich neu, teils in neuen Bands, teils mit progressiveren Sounds, und dann gab es auch noch die Nachzügler, die Late-Bloomer und die Jugend, die sich aus allen Teilen der Welt vom Grunge inspirieren ließ. Deren Veröffentlichungen soll dieser letzte – nun wirklich allerletzte – Grunge-Artikel gewidmet sein. Es gibt jugendlich Ungestümes von Silverchair, experimentell Introspektives von Pearl Jam, Nirvana-Exegese von den Foo Fighters und Bush… und so manches darüber hinaus.

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Die besten Grunge Alben der 90er Jahre VI

Wir befinden uns im Jahr 1994 und der kurzlebige Grunge Craze der Jahre zuvor ebbt zu Beginn des Jahres langsam und in der Folgezeit immer schneller ab. Im April des Jahres wurde Kurt Cobain nach einem mutmaßlichen Selbstmord in Seattle tot aufgefunden, im Juni starb die Hole Bassistin Kristen Pfaff an einer Überdosis Heroin, und Alice in Chains Sänger Layne Staley begab sich wegen seiner Suchtprobleme selbst in eine Entzugsklinik. Neben den großen persönlichen Katastrophen gab es auch durch den Hype verursachte Kriegsschauplätze, mit denen sich die populären Grunge Artists auseinander setzen mussten. So mussten Pearl Jam wegen des plötzlichen Erfolgs einen Kleinkrieg gegen ihren Ticketverkäufer Ticketmaster führen, weil dieser die Fans ordentlich zur Kasse bitten wollte. Hinzu kamen die ersten Abgesänge auf das Genre, nicht zuletzt auch wegen der zahllosen Epigonen, die dem Grunge mehr und mehr zu dem werden ließen, was seine Vertreter immer so vehement abgelehnt hatten: Ein Mainstream Rock Genre für alle, ohne Biss, ohne Substanz. Bei all diesen Dingen vergisst man gerne, dass Grunge auch in diesem Jahr noch ordentlich gebrannt hat. Viele große Künstlerinnen und Künstler reagierten auf die genreimmanente Krise, indem sie in dessen Rahmen neues ausprobierten: So finden wir in dieser Liste melancholische Abgesänge von Alice in Chains, Pop-Flirts von Hole, Wutbrocken von Pearl Jam und Zukunftsweisendes von Veruca Salt und den Makers. Trotz all seiner Tragik war 1994 auch ein starkes Jahr für den Grunge, vielleicht auch irgendwie das beste Abschlussjahr, das man sich vorstellen kann, mit einem ebenso traurigen wie famosen Schlusspunkt durch das im November auf Platte veröffentlichte Unplugged-Konzert von Nirvana.

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Die 90er Jahre: Die besten Progressive Rock Alben des Jahrzehnts IV

Ich befinde mich gerade in so einer Art unheimlichem Progressive Rock Rausch, Dank dem ich die entsprechenden Artikel beinahe in einem Rutsch runter geschrieben habe. Ich hoffe mal, dass sich meine derzeitige Begeisterung für die Art Rock Nische auch ein wenig in den Texten Lobeshymnen auf die Genre-Alben der 90er Jahre niedergeschlagen hat. Wie bei jedem guten Rausch wird früher oder später der Kater folgen und diesen werde ich mit den Stooges, Ramones und Sex Pistols dann auch hoffentlich erfolgreich bekämpfen. Bis dahin gibt es aber noch einmal eine volle Ladung Prog-Rock der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts. Morte Macabre laden zum düsteren Tanz ein, Mats / Morgan versetzen dem Fusion neue Stromschläge, Tool weiden sich in Undertow in einer Mischung aus Stoner, Alternative und Art Rock, während Bondage Fruit und Simon Steensland den Zeuhl erfolgreich in eine neue Epoche transferieren. Auch Buckethead und Tenhi klingen alles andere als nach klassischem RetroProg und mixen stattdessen Ambient, Postrock, Gothic, Metal, Experimental und was ihnen sonst noch in den Kram passt in ihren originellen, ungewöhnlichen Sound. Schubladenzertrümmerung erfolgreich, würde ich sagen: Der Patient lebt.

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Die 90er Jahre: Die besten Progressive Rock Alben des Jahrzehnts III

Die Schublade ist weiterhin der Feind. Und so dürfen in diesem Artikel Radiohead vom Brit-Pop aus Richtung Progressive Rock schielen, wie es mit Sicherheit einige britische Rocker in den 90ern getan haben, wenn auch kein einziger so konsequent wie Thom Yorke und seine Mannen. Vom Art Pop und Postrock kommt Mark Hollis hereingeschneit und selbst Pallas, Robert Fripp und David Sylvian durchbrechen ihre Traditionen, während zumindest  Höyry-Kone den Banner des klassischen Progressive oben halten (Und wie sie das machen!). Achja, und ein klein wenig Jahre Reminiszenz an die 80er Jahre – oder wie ich sie nenne: „Die dunkle Ära des Prog“ – hat sich auch hierher verirrt; mit Collage, die den Neo Prog Sound von Marillion gekonnt in die nächste Dekade  transferieren. Progressive Rock, Art Rock, Art Pop, Post- irgendwas? Die Schublade ist tot, es lebe die Schublade!

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Die besten Progressive Rock Alben der 90er Jahre II

Wie schon im letzten Artikel mit der Aufnahme von The Gathering angedeutet, lässt sich durchaus darüber streiten, was zum Progresive Rock gezählt werden darf und was nicht. Aber das Streiten mit Dogmatikern nervt und Hand aufs Herz: Der Prog gehört zu den Genres mit den konservativsten Anhängern, ausgerechnet die Musik, deren Attribut vom lateinischen progressus = Fortschritt abstammt, hat Fans, die sämtliche Neuerungen am liebsten für nichtig erklären und sich in engen Genre-Grenzen am wohlsten fühlen, gerade wenn es um die Verteidigung der Nische gegenüber dem so genannten Mainstream geht. Insofern dürfte die Aufnahme von Muse für einiges Kopfschütteln unter den True Proggern sorgen. Auch dass The Tea Party hier reingehören, wird mit Sicherheit so mancher Prog-Jünger verneinen. Dagegen dürften sowohl The Flower Kings als auch Spock’s Beard und Änglagård einhellig Zustimmung ernten, während Happy Family mit ihrem what the fuckigen Zeuhl-Sound wiederum am anderen Ende des Spektrums angesiedelt sind und all jenen ans Herz gelegt werden können, die schon immer die freakigen, andersartigen und abseitigen Momente der Schublade bevorzugten.

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