Monat: Januar 2023

Die besten Postrock-Alben der 90er Jahre III

So… Liste drei und danach ist auch wirklich Schluss mit dem Rock nach dem Rock. Muss es einfach. Immerhin befinden wir uns – gut 20 Jahre nach der Ära des Peak-Postrock – in einer Postpostrock-Ära, vielleicht auch einer Postpost-Postrock Ära oder so ähnlich. Die Karawane ist weitergezogen, hat Platz gemacht für andere avantgardistische musikalische Bewegungen, die sich teils als Erbe teils als Dekonstruktion des traditionellen Postrock verstehen. Hier soll dieser Schublade aber noch einmal gehuldigt werden: Mit Ambientklängen, mit Drone-Anleihen, mit Krautrockreferenzen und auch ein paar Metal-Einsprengseln. Auf jeden Fall mit vielen Bekannten, die der Postrock trifft, mit denen er feiert und die er dann hinterrücks erdolcht. Komm her und stirb jung, lass alles andere hinter dir, kurz bevor die Apokalypse beginnt.

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Die besten Postrock-Alben der 90er Jahre II

Also, Butter bei die Fische: Was ist denn dieser DHL-Rock nun genau? Ich persönlich bin ja ein großer Fan der Definition von Simon Reynolds, der in die Schublade Post-Rock (Post Rock? Postrock? Whatvever!) all das steckt, was sich mit „using rock instrumentation for non-rock purposes“ umschreiben lässt. Oder um es noch abstrakter auszudrücken: Rock, der nicht nach Rock klingt. Oder zumindest nicht nach Rock N Roll. Aber dann sind wir schon bei nem ziemlichen Allgemeinplatz angekommen. Natürlich kann man zusätzlich noch wunderbar ein paar sehr konkrete Eigenschaften benennen: Die lange Komposition anstatt des eingängigen Songs… Dann tut man aber vielen großartigen Songwritern unrecht, die im Folgenden mit kurzen Stücken große Emotionen wecken. Der Verzicht auf Vocals…? Dann könnte man auch einiges der hiesigen Postrock-Bestenlisten vergessen. Düstere apokalyptische Visionen…? Dafür findet sich im Postrock zu viel Entspanntes, Jazziges, Loungiges und auch Lebensbejahendes. Ambient-inspiriert? Auch hier würden die Experimentierer und Avantgardisten der Szene heftig mit dem Kopf schütteln.

Vielleicht bleibt es doch beim Abstrakten und Vagen, und jeder darf sich selbst ein wenig seinen eigenen Reim drauf machen, was er nun unter Postrock verstehen möchte. Fest steht, diese junge musikalische Neuorientierung hat in ihrer doch recht kurzen Hochphase eine Menge großer Alben hervorgebracht, die dem ganzen RockDroneProgExperimental-Musikzirkus verdammt viele Impulse und Inspirationen hinterlässt… Und tot ist Postrock ohnehin noch lange nicht, auch wenn er seit den 2010er Jahren des öfteren etwas aufgewärmt klingt.

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Die besten Postrock-Alben der 90er Jahre I

Okay… machen wir uns nichts vor. Die 2000er sind DAS Jahrzehnt des Postrock. Hier wurden die Meilensteine produziert, hier erhielt das Genre seine endgültige Form und seinen endgültigen Charakter, hier machte es sich – wenn auch nur für einen sehr kurzen Zeitraum – auf, die Feuilletons und Musikmagazine zu erobern. Dabei vergisst man allerdings sehr leicht, dass das Genre im Grunde genommen in den 90ern geboren wurde. Klar, wenn man besonders historisch sensibel ist, kann man die ersten Auswüchse im Postpunk der 80er oder gar im erweiterten Prog- und Space Rock der 70er ausmachen, aber die ersten richtigen Lebenszeichen zeigte diese Mischung aus Komposition und Redundanz, aus Monotonie und ekstatischen Eruptionen in den 90ern. In diesem Jahrzehnt entstanden Tortoise und wurden zu Legenden, in diesem Jahrzehnt durften Mogwai ihre ersten Gehversuche unternehmen, ebenso GY!BE und Sigur Ros, nicht zu vergessen die Genre-Prototypen von Talk Talk und Bark Psychosis. Ein guter Grund, sich die Apokalypse dieses Rockjahrzehnts genauer anzuschauen.

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Die besten Noise Rock Alben der 90er Jahre II

Einen kleinen Krachnachschlag hätte ich noch. Wie schon in der ersten Bestenliste gibt es an dieser Stelle noch einmal – wie es sich für das Genre gehört, unsortiert – eine bunte Mischung von Noise Rock Alben aus den 90er Jahren. Mal experimentell, mal verspielt, mal am Metal und Chaoscore, mal am Pop kratzend, aber immer schön laut und überdreht.

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Die besten Noise Rock Alben der 90er Jahre I

Wir wildern weiter durch die alternative Rocklandschaft der 90er Jahre und landen beim Krach. Der Noise Rock ist schon ein faszinierendes Genre. Natürlich weil er – wie so ziemlich alle Stilschubladen – keine wirklichen Grenzen hat. Vieles, was an lauter Rockmusik produziert wird, kann zum Noise Rock gerechnet werden, und vieles was im Noise Rock verortet wird, könnte auch in anderen Schubladen seinen Platz finden. Vom Heavy Metal unterscheidet ihn vor allem die Freude am Atonalen, Verzerrten: Lautstärke sucht der Noise Rock nicht über schwere, metallene Riffs, sondern über seine verstimmten Gitarren, seinen Lo-Fi-Charakter und den Flirt mit dem Experimentellen. Vom Alternative Rock um ihn herum unterscheidet sich der Noise Rock durch seinen teilweise extravaganten Krach, und vom Experimentellen wiederum dadurch, dass er eben doch irgendwie auf den einzelnen Song geht, wenn auch auf bizarre Art und Weise. Und ja, natürlich findet das auf einem Spektrum statt. Auch große Grunge-Bands, selbst Nirvana, haben viel Noise in ihre Musik einfließen lassen. Post Punk hat immer schon kleinere und größere Noise-Momente in sich getragen und selbst die Britpopper hatten mitunter keine Angst vor Krach. Wir wollen hier versuchen, den Kern des reinen Noises zu finden: Dreampop und Shoegaze sind Kategorien, denen wir uns später widmen werden, Grunge haben wir schon abgehandelt, und Alternative Rock wird auch noch seine eigene Schublade kriegen. Wie auch immer, es folgt großer, origineller und vor allem großartiger Noise Rock, immer versehen mit der Einschränkung, dass wir uns auf einem Spektrum befinden, dass Schubladen zwar nicht für die Tonne sind, aber auch nicht allzu ernst genommen werden sollten.

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Die besten Britpop-Alben der 90er Jahre IV: Niedergang, Evolution und Post-Britpop

Die 90er waren schon so ein bisschen die Dekade für kurzzeitige Rockphänomene. Ähnlich wie der Grunge hat es der Britpop nur mit viel Good Will über die Lebensdauer von fünf Jahren geschafft. 1997 scheint schon irgendwie Schluss zu sein, und abgesehen von ein paar hartnäckigen Genrevertretern verschwinden die meisten Bands entweder in der Bedeutungslosigkeit oder veröffentlichen derart katastrophale Alben, dass sie als Vorzeichen einer wahren Britpop-Apokalypse gelesen werden können. Das Ende der Ära ist in dem Fall aber auch – ähnlich wie das Ende des Grunge – gezeichnet von einer extrem spannenden Weiterentwicklung der Musik, die zuvor Top of the Pops und die UK Charts dominiert hat. Es gibt Experimentelles, Avantgardistisches, Bizarres und Ungewöhnliches. Bands wie Radiohead oder Blur spielen mit allerlei neuen Genreeinflüssen, entdecken Prog, Krautrock und elektronische Musik, um den Wechsel der 90er Jahre zu den 2000ern vorzubereiten. Und dann gibt es da noch die Late Bloomer. Bands, die eindeutig vom Britpop inspiriert sind, kreieren ihre ganz eigene Variante von Indie und Alternative Rock, der sich vor der Historie verneigt und gleichzeitig neue Töne einschlägt. Manche nennen es Post-Britpop, manche nennen es gar Second Wave of Britpop, aber letzten Endes beschließt diese kurze Periode das Jahrzehnt großer britischer Popmusik. Die 2000er klopfen an und es wird nie mehr so sein, wie es mal war.

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