Kategorie: Glosse

Alleinunterhalter-Rant: Zur Hölle mit den Hochzeitsmusikern!

Ich war ja vor zwei Wochen in der guten alten Heimat auf einer Hochzeit… und irgendwie habe ich nach wie vor nicht den Schmerz überwunden, den ich an diesem Tag erleiden musste. Nein, dasbetrifft weder den katholischen Ritus, den ich mit einem Augenzwinkern und leicht nostalgischen Gefühlen gut überstanden habe. Es betrifft auch nicht das restliche Zeremoniell: Weißes Brautkleid, Blumenwurf, Kalt-warmes Buffet und Walzertanz. Das sind alles Dinge, mit denen ich klar komme. Wer’s braucht. Ich bräuchte es nicht, kann das ganze traditionelle Brimborium aber recht gut ertragen. Nein, was an diesem Tag wirklich unerträglich war, mir abwechselnd Angstschweiß, Schamesröte und schmerzhaft zusammengekniffene Augen ins Gesicht getrieben hat, war die musikalische Untermalung der Feier. Für diese war niemand anderes als ein Alleinunterhalter verantwortlich und dementsprechend bin  ich gleich mehrmals am Abend innerlich verblutet.

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Eurodance – Ein Manifest für das Vergessen

Bei uns hieß es immer Kirmesmusik – bzw. Kärwemusik im soliden saarländischen Dialekt. Gerade mal zehn Jahre alt war ich, als SNAPS! Rhythm is a dancer 1992 erschien und dank des Einflusses meines großen Bruders interessierte ich mich eher für die Seattler Rockszene und 80er Jahre Metalhelden als für den glatt polierten Elektrosound, der direkt vor unserer Haustür fabriziert wurde. Aber irgendwie konnte ich mich dem Ganzen dann doch nicht so richtig entziehen. Der Dauerbeschallung durch VIVA und MTV sowie dem nicht zu unterschätzenden Einfluss gleichaltriger Freunde sei Dank. Irgendwann kannte ich sie alle, hatte sie hier und dort bei Freunden gehört, durch Zufall auf Viva gesehen und 1995 geschah dann tatsächlich das Unfassbare: Mit E-Rotics Love Affair kaufte ich mir mein erstes (und bis dato letztes) Album der europäischen Elektrofabrik. Davor hatte ich immerhin die ein oder andere Single besessen und zum Geburtstag den Schlumpfen.Techno zum Geschenk erhalten, aber der Kauf dieses Albums – woran mit Sicherheit auch die albernen Comic-Videoclips und zahllosen lyrischen Schlüpfrigkeiten Schuld waren – bedeutete für mich eine Art Statement, ein kurzes Bekenntnis zu dieser Form von Musik, bevor ich durch die Pubertät und durch Grunge, Punk und Metal endgültig geheilt werden sollte…

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