Kategorie: Retrospektive

Metal der 90er Jahre: Was sonst noch geschah…

Dass subjektive Genre-Retrospektiven nie vollständig sein können, dürfte eine Binsenwahrheit sein, die ich wohl nicht extra erwähnen muss. Abgesehen von den Alben die ich bei den besten Heavy, Thrash, Death whatever etc pp und so weiter Metal Alben der 90er Jahre nicht genannt habe, weil ich sie schlicht und ergreifend nicht kenne, kommt gerade bei diesem Genre noch der Umstand hinzu, dass es einige Sachen gibt, die ich guten Gewissens ignoriert oder erfolgreich verdrängt habe. Und das betrifft ganze Subgenres… Okay, also beim Black Metal – der mit Sicherheit den ein oder anderen Höhepunkt in den 90ern erlebte – habe ich noch einiges nachzuholen, insofern darf der ein wenig aus der Reihe fallen. Darüber hinaus gibt es aber auch so manche Metal-Nischen, mit denen ich so gut wie gar nichts anfangen kann. Gemeint sind vor allem die mit einem Power, Melodic, True oder Symphonic Präfix… zusätzlich noch vieles von dem, was sich irgendwie Medieval oder mittelalterlich schimpft, und nicht zuletzt die diversen Hartwurst-Ausflüge, neben der NDH primär die ganzen Teutonen Metalgelage. Anyway, auch diese Genres haben in den 90ern stattgefunden. Und dass ich mit ihnen eher wenig anfangen kann, soll mich nicht davon abhalten, zumindest kurz meinen Senf dazu zu geben.

Weiterlesen

Goodbye David Bowie

Es ist schon ein merkwürdiger Zufall: Einen Tag vor Bowies Tod habe ich sein neustes – und letztes – Album Blackstar in aller Ruhe einmal komplett durchgehört… und es hat mich schlicht umgehauen. Überraschend umgehauen. Überraschend im Sinne von: „Oh mein Gott. Den hatte ich gerade gar nicht auf dem Schirm! What a fucking masterpiece!“ Ich habe ehrlich gesagt David Bowies Veröffentlichungen nie entgegengefiebert, sie nie aktiv begleitet. Die Musik des Chamäleons des Pop hatte immer etwas Unantastbares für mich, etwas – ja ich weiß, das ist im Falle Bowies alles andere als originell – Außerirdisches. Und so war ich auch nie im engsten Sinne des Wortes Fan dieses Ausnahmekünstlers. Was jedoch im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass ich ihn nicht ausgiebig und viel gehört hätte.

Weiterlesen

15 Jahre – Happy Birthday, Plattentests.de

Wenn ich nach meiner musikalischen Sozialisation gefragt werde, kommen mir natürlich als erstes die Bands in den Sinn, die ich als junger Teenager gehört habe: Nirvana, Metallica, NOFX, R.E.M… etc…. eben alles, was der early 90’s Alternative Rock und Metal so hergibt. Vielleicht verliere ich dann noch ein paar Worte dazu, wie ich von MTV geprägt wurde, wie ich die Plattensammlung meines älteren Bruders durchstöberte oder wie ich in den späteren 90ern auf diversen Festivals immer die Künstler suchte, von denen ich vorher noch gar nichts gehört hatte, einfach nur, um mir ein Bild davon zu machen, ob ihre Musik DIE perfekte Musik für mich sein könnte. Und dann, wenn es darum geht, welche schriftlichen Publikationen meinen Musikgeschmack entscheidend mitgeprägt haben, lande ich – noch vor Visions/Intro/Pitchfork/NME und Konsorten – ohne große Umwege direkt bei einem Namen: Plattentests Online. Ein – wohl gar nicht mal so kleines – Portal für Musikrezensionen, mit hervorragenden Texten, viel Potential für goldene musikalische Fundstücke abseits des Mainstream (und auch der eigenen Indie/Alternative/Rock Filter Bubble) und einem der außergewöhnlichsten Foren des gesamten Internets. Diese großartige Seite wurde diesen Monat 15 Jahre alt. Zeit für ein paar Glückwünsche und Worte des Dankes.

Weiterlesen

Smells like Twen Spirit: 20 Jahre Nirvanas Grunge-Klassiker Nevermind

Ich weiß gar nicht mehr, wann genau wir zu Hause in unserem verschlafenen Ortsteil zum ersten Mal Kabelfernsehen empfangen haben. Und ich weiß auch nicht mehr genau, wann ich dadurch zu meinen ersten – damals noch englischsprachigen – MTV-Erlebnissen gekommen bin. Aber es muss wohl Anfang der 90er Jahre gewesen sein, denn zu meinen nachhaltigsten Videoclip-Erlebnissen aus dieser ganz persönlichen Pionierzeit zählt neben „No son of mine“ von Genesis und „November Rain“ von Guns N Roses definitiv das Musikvideo zu Smells Like Teen Spirit von Nirvana. Um zu glauben, dass ich was wirklich Großes, die Geburt einer Legende miterlebe, dafür war ich mit meinen gerade mal zehn Jahren wahrscheinlich noch zu jung. Aber sie haben mich damals schon fasziniert, diese wild umher tanzenden Teenager, dieser Opium- und Adrenalinrau(s)ch, der in der Luft lag… und natürlich auch die gewaltige Mischung aus Rock, Metal, Punk und Pop, die damals durch die mangelhaften TV-Lautsprecher auf mich niederprasselte.

Weiterlesen

Zehn Jahre John Cages ORGAN²/ASLSP (as slow as possible) in Halberstadt

Vor genau 10 Jahren – am 5.September 2001 – wurde in Halberstadt der erste Ton des langsamsten und am längsten andauernden Musikstück der Welt angespielt. ORGAN²/ASLSP ist der Name des Stücks von John Cage, das dieser 1985 für das Piano schrieb und 1987 für die Orgal uminterpretierte. Ende der 90er entstand bei einem Orgelsymposium die Idee, den Titel so wörtlich wie möglich aufzufassen und mit der Sankt-Burchardi-Kirche in Halberstadt war dann auch schnell ein Veranstaltungsort gefunden, an dem seit 2001 stetig schleichend, monoton und erhaben die Klänge von ASLSP zu hören sind.  Tatsächlich bestand der erste angespielte Ton der auf 639 Jahre angelegten achtseitigen Partitur aus reiner Stille. Der erste Impuls  war eine Pause, die ganze 1 1/2 Jahre andauerte, bevor sie von einem gis‘, h‘, gis“ Akkord abgelöst wurde…. Dieser Klang dauerte dann auch wiederum gut 16 Monate an…

Weiterlesen

…And you will know them – „Trail of Dead“ Retrospektive zur Einstimmung auf das neue Album „Tao of the Dead“

Nein! Man vergisst sie nicht so schnell, wenn man sie mal live gesehen oder gehört hat. Insofern ist der größenwahnsinnige Name „…And you will know us by the trail of Dead“ durchaus Programm bei den Texanern. Auch wenn man angesichts seiner Länge dann doch gerne auf die etwas geschmeidigere Umschreibung „Trail of Dead“ zurückgreift. Die Alternativerockband lebt seit den späten 90ern ihre ganz eigene Version von progressivem, wilden und lauten Rock N Roll, irgendwo zwischen Noise, Punk, epischem Postrock und auf späteren Alben sogar launigem, mehrspurigem und pathetischen Indie-Pop. Auch auf  dem neuen Album Tao of the Dead (Vö.: 7.2.2011) huldigen sie Vergangenem und feiern aktuelle Trends, rocken sie, ballern sie, zerstören sie und verschmelzen gestern und heute zu hymnischer Zwietracht. Aber wie kamen die musikalischen Exzentriker dahin, wo sie jetzt stehen? Zeit für eine kleine nostalgische Alben-Schau…

Weiterlesen

Retrospektive zur Einstimmung auf das neue Radiohead Album “The King of Limbs”

Sie haben uns mal wieder eiskalt erwischt: Vollkommen unerwartet, dafür aber umso mehr erhofft, versetzte diese Woche die Ankündigung eines neuen Radioheadalbums die gesamte Musiklandschaft in Hysterie. Insbesondere weil „King of the Limbs“ bereits in sieben Tagen (mittlerweile nur noch vier) veröffentlicht werden soll, wie schon „In Rainbows“ zuerst nur als digitales Album zum Download, später dann – ebenfalls wie „In Rainbows“ – als schicke Special Edition mit besonderem Artwork und expansiven Boni. Um die Wartezeit auf das neue Glück ein wenig zu verkürzen, hier eine kleine Retrospektive auf die bisherige Radiohead-Discographie.

Weiterlesen

Eurovision Song Contest 2010… eine ganz ganz kurze Nachlese

Wir wollen uns zurückhalten… Irgendwie freut es uns dann ja auch, dass Lena trotz fehlender BILD-Rückendeckung, trotz unzähliger Lästereien aus dem Heimatland und trotz zahlloser Schwarzmalereien den Eurovision Song Contest 2010 gewonnen hat. Am erstaunlichsten an diesem Abend: Es hat tatsächlich das beste Lied gewonnen. Der gerade mal – nunja – nette Discopopsong „Satellite“ war den restlichen Stücken aus Europa meilenweit überlegen. Das Feld war, wie schon die Jahre zuvor, unfassbar schwach und wirft weder ein repräsentatives noch besonders positives Licht auf die europäische Musikszene. Verloren in einem seltsamen Nimbus zwischen Pop und Schlager präsentierten sich peinliche Boygroup-Retrospektiven (Großbritanniens Josh Dubovie, der zurecht mit einer kläglichen Punktzahl abgestraft wurden), gelackte Semi-Spacerocker (die zumindest hörbaren Vertreter aus der Türkei maNga) und entweder unfassbar peinliche Gaga-Nummern oder sterbenslangweilige Powerpopballaden (das gesamte restliche Feld). Der traurige Höhepunkt war dann auch, als der Zuschauer die grauenhafte spanische Zirkushymne „Algo pequeñito“ von Daniel Diges dank eines durchgeknallten Fans gleich zweimal über sich ergehen lassen musste. Positive Ausnahme war neben dem deutschen Discohit maximal der Vertreter aus Belgien Tom Dice, der gediegenen Songwriter-Folkpop zu präsentieren wusste. Ansonsten musste man sich den gesamten Abend durch schmerzhaft lächerliche Bühnenshows,  uninspirierte Sediernummern, schrecklich gestelzten Pathos und lausige Schlagerpopsongs quälen.

Weiterlesen

10 Jahre Plattentests.de – Happy Birthday

Am 2. Dezember 1999 wurde die  Musikwebsite Plattentests.de nach einiger Vorlaufzeit von Armin Linder ins Leben gerufen. Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Jahre voller euphorischer Lobpreisungen, deftiger Verrisse und all dem, was dazwischen stattfindet. Die Website, die früher mit dem Slogan „Das Beste aus Rock und Independendent“ um die Gunst ihrer Lese buhlte, ist mittlerweile zu einer festen Institution im deutschen Musikjournalismus geworden. Zahlreiche Redakteure landeten bei der Visions, Plattentests rangiert bei Onlineumfragen regelmäßig neben Laut.de und Intro unter den beliebtesten Musikwebsites und schließlich haben sie es sogar zu einen eigenen Wikipediaeintrag geschafft. Kein Wunder: Seit seiner Entstehung begeistert Plattentests mit hervorragend geschriebenen Rezensionen, einem fundierten Überblick über die alternative Musikszene und zahlreichen interessanten Geheimtipps, die von der restlichen Musikpresse nur halbherzig wahrgenommen werden.

Weiterlesen