Monat: Mai 2010

In the Fishtank 2: Guv’ner (1997)

Ich muss zugeben, dass Guv’ner mir vor der Konfrontation mit ihrem „In the Fishtank“-Auftritt eine vollkommen unbekannte Größe waren. Dementsprechend gäbe es an dieser Stelle auch nicht viel, was ich an Wissen über sie verbreiten könnte. Karge Informationen im Internet verraten zumindest, dass es sich bei Guv’ner um eine New Yorker Alternative-Band handelt, die von Thurston Moore von Sonic Youth entdeckt worden ist. Immerhin drei ganze Studioalben haben sie im Laufe der 90er Jahre bei Merge veröffentlicht, dazu gesellen sich mehrere Singles und EPs und eben jener Fishtank-Auftritt, der nun vor mir liegt.

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Rezension zu Anathema – "We’re here because we’re here"

Vor langer, langer Zeit in einem weit weit entfernten Land lebte eine junge Musikkapelle, die sich Anathema nannte. Anathema wie Kirchenbann, wie Exkommunikation, wie die Verfluchung vor Gott und dessen irdischen Vertretern. So wie sie sich nannten, so klang auch ihre Musik, die sie von Dorf zu Dorf ziehend den Menschen präsentierten. Da mischten sich harte Doom-Metal und Gothic-Klänge, da wurde gelitten, gestorben und dämonisiert. Da wurde das Dunkle in der Welt beschworen. Doch dann eines schönen Tages entdeckte ihr Schreiber Danny Cavanagh auf der Reise eine kleine Höhle namens Artrock, in der unglaubliche Schätze verborgen lagen: Dort zu finden waren psychedelische Farben, Schatzkisten voller epischer Hymnen und vertrackter Takte. Danny zog es in diese Höhle, ebenso den Rest der Band, und als sie wieder herauskamen, sollte nichts mehr so sein wie früher. Anathema hatten sich verändert…

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Gute Seele – Rezension zu Reinhard Meys neuem Album "Mairegen"

Reinhard Mey? Ganz klar, die Musik unserer Elterngeneration. Und ja auch schon ein bisschen spießig, irgendwie. Reaktionär würde da sogar so mancher sagen. Schlager für das Bildungsbürgertum, Liedermacherkultur für die Braven und Naiven, weitab vom rebellischen Gestus eines Wader oder Wecker. Viel Kitsch und dieses – zumindest in der Studioversion – grausige „Über den Wolken“, das sich zum Schlagerklassiker gemausert hat. Und als wäre das nicht genug, dann auch noch die Gartennazi-Geschichte, der Heckmeck mit diversen Internetfanprojekten, die nach Post von Meys Anwalt nach und nach ihre Tätigkeit aufgegeben haben um der offiziellen Website den Platz zu räumen. Reinhard Mey sympathisch zu finden, hat einem der eigentlich grundsympathische Liedermacher in den letzten Jahren immer schwerer gemacht. Und doch hält er wacker seine Stellung im deutschen Chanson-Himmel, füllt die Konzertsäle und überrascht immer wieder mit erstaunlich schönen, unprätentiösen und zurückhaltenden Folksongs. Unabhängig von medialem Aufruhr, Authentizität-, Kitsch- oder Sympathiedebatten hat Reinhard Mey ein durch und durch respektables  Œuvre vorzuweisen, eine über 40jährige Karriere mit Kritiker- und Publikumserfolgen.  Schlicht, ein Stück deutscher Liedermachergeschichte und nun 2010 auch wieder mit einem neuen Album am Start.

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Brumm und Blech – Die Krautrockikonen Faust veröffentlichen ein neues Album

Alle Jahre wieder… Wenn es eine Krautrockformation gibt, die die Wirren der Zeit überstanden hat, dann Faust. Seit fast 40 Jahren mit wechselndem Gesicht und unterschiedlicher Besetzung veröffentlichen die deutschen Progressive- und Avantgarde-Urgesteine Album um Album. „Faust is Last“ heißt der neuste von Joachim Irmler und seinen Mannen komponierte Streich. Faust sind die Letzten? Die letzten Überlebenden? Die letzten Avantgardisten? Die Letzten, die den Krautrockhimmel bevölkern, das tote Genre irgendwie am Leben halten? Mäßigung ist hier jedenfalls nicht angesagt: Nicht im Titel, nicht im Artwork – das eine offene geröntge Hand ziehrt – und auch nicht in der Musik, die sich auf 2CDs wie ein Mahlstrom der Avantgardegeschichte über den Hörer wälzt.

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Raabscher Fast Food Funk für den Pop-Olymp: Rezension zu Lenas "My cassette player"

Na also! Erstmal umgewöhnen. Lena Meyer-Landrut gibts nicht mehr. Stattdessen nur noch Lena. Kommt auch besser. Immerhin hat das zweisilbiger Vorname only-Konzept bereits in den 80ern Nicole mit ein bisschen Frieden den Sieg beim Grand Prix de la Chanson beschert. Jetzt soll es Lenas Satellite und ihr Cassette Player richten. Kassettenspieler klingt ja auch schön retro, nach 90er Jahren und so, ist ja mittlerweile auch ne halbe Ewigkeit her. Aber zumindest einmal kurz dürfte noch erwähnt werden, dass die Interpretin dieses Pop-Kleinods eben genau in jenem Jahrzehnt geboren worden ist. 1991 nämlich. Nach der Wende. Als sie sieben war, war auch Helmut Kohl Geschichte, das Internet in seinen zarten Anfangstagen und das gute alte Tape fast ausgestorben. Schwer vorstellbar, wie die mittlerweile 19jährige damals bereits Radiosendungen auf Band aufgenommen haben soll, so wie es die 70er und 80er Jahrgänge  gerne taten. Egal, Authentizität wird im Pop-Business ohnehin überbewertet. Daher wollen wir uns auch gar nicht länger an ihren Barbara Salesch und Alexander Hold TV-Auftritten festhalten, und erst recht nicht an dem albernen „Man sieht für 2 Sekunden einen Nippel blitzen„-Nacktskandal, der wohl wegen Erfolgsneid und Missgunst von der BILD und Diether Bohlen gemeinsam ausgeheckt worden ist. Wir wollen auch nicht darüber spekulieren, wie groß die Chancen Deutschlands dieses Jahr beim angesagtesten europäischen Musikcontest überhaupt sind. Und erst Recht wollen wir uns nicht über das schnellebige Castingkonzept, musikalische Abiturienten und Downloadcharts den Kopf zerbrechen. Hier geht es nur um die Musik. Punkt.

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