Genre: Art Rock

Die besten Shoegaze und Dream Pop Alben der 90er Jahre

Aaalso… wir haben den Britpop, Noise Rock und Postrock hinter uns gelassen… und damit kommen wir zwangsläufig zu einem – vor allem in UK beliebten -Genre, mit dem ich ehrlich gesagt so überhaupt nicht viel anfangen kann. Shoegaze hat sich irgendwie aus dem Noise und Indie Rock der späten 80er Jahre entwickelt, hat diese mit so viel Pop angereichert, dass er deutlich schmeichelhafter ist als seine Vorgänger und darunter noch ne ganze Menge Spiritualität und Esoterik gemixt. Etheral könnte man auch dazu sagen, in seiner schmeichlerichsten Form wird er auch gerne Dream Pop genannt, und gerade in dieser ist er mir meist einfach zu öde, zu dröge, und zu weit entfernt vom eigentlichen Rock-Gedanken. In den frühen 90er Jahren hatten Shoegaze und Dreampop ihren Höhepunkt. Zur Grungewelle wurden sie bereits für tot erklärt. Nicht wenige Künstlerinnen von der Insel haben sich dann Richtung Britpop entwickelt, einige andere sind zum Postrock abgedüst, zum Folk oder Gothic Rock und wieder andere haben den klassischen Rock And Roll wiederentdeckt. Und die meisten Shoegaze-Vertreter finde ich in ihrer Evolution doch weitaus spannender als in Original Gangster Form. Anyway, als auch Nicht-Fan des Genres habe ich ein paar fantastische Alben für mich abgreifen können, darunter natürlich auch die großen Klassiker, aber hoffentlich auch die ein oder andere vergessene Perlen. Sollte ich Meisterwerke übersehen haben, seht es mir nach. Oder betrachtet die Liste am besten gleich von Anfang an als Topliste der Shoegaze-Alben von jemandem, der mit Dreampop so gar nix anfangen kann.

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Die besten Postrock-Alben der 90er Jahre II

Also, Butter bei die Fische: Was ist denn dieser DHL-Rock nun genau? Ich persönlich bin ja ein großer Fan der Definition von Simon Reynolds, der in die Schublade Post-Rock (Post Rock? Postrock? Whatvever!) all das steckt, was sich mit „using rock instrumentation for non-rock purposes“ umschreiben lässt. Oder um es noch abstrakter auszudrücken: Rock, der nicht nach Rock klingt. Oder zumindest nicht nach Rock N Roll. Aber dann sind wir schon bei nem ziemlichen Allgemeinplatz angekommen. Natürlich kann man zusätzlich noch wunderbar ein paar sehr konkrete Eigenschaften benennen: Die lange Komposition anstatt des eingängigen Songs… Dann tut man aber vielen großartigen Songwritern unrecht, die im Folgenden mit kurzen Stücken große Emotionen wecken. Der Verzicht auf Vocals…? Dann könnte man auch einiges der hiesigen Postrock-Bestenlisten vergessen. Düstere apokalyptische Visionen…? Dafür findet sich im Postrock zu viel Entspanntes, Jazziges, Loungiges und auch Lebensbejahendes. Ambient-inspiriert? Auch hier würden die Experimentierer und Avantgardisten der Szene heftig mit dem Kopf schütteln.

Vielleicht bleibt es doch beim Abstrakten und Vagen, und jeder darf sich selbst ein wenig seinen eigenen Reim drauf machen, was er nun unter Postrock verstehen möchte. Fest steht, diese junge musikalische Neuorientierung hat in ihrer doch recht kurzen Hochphase eine Menge großer Alben hervorgebracht, die dem ganzen RockDroneProgExperimental-Musikzirkus verdammt viele Impulse und Inspirationen hinterlässt… Und tot ist Postrock ohnehin noch lange nicht, auch wenn er seit den 2010er Jahren des öfteren etwas aufgewärmt klingt.

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Die besten Postrock-Alben der 90er Jahre I

Okay… machen wir uns nichts vor. Die 2000er sind DAS Jahrzehnt des Postrock. Hier wurden die Meilensteine produziert, hier erhielt das Genre seine endgültige Form und seinen endgültigen Charakter, hier machte es sich – wenn auch nur für einen sehr kurzen Zeitraum – auf, die Feuilletons und Musikmagazine zu erobern. Dabei vergisst man allerdings sehr leicht, dass das Genre im Grunde genommen in den 90ern geboren wurde. Klar, wenn man besonders historisch sensibel ist, kann man die ersten Auswüchse im Postpunk der 80er oder gar im erweiterten Prog- und Space Rock der 70er ausmachen, aber die ersten richtigen Lebenszeichen zeigte diese Mischung aus Komposition und Redundanz, aus Monotonie und ekstatischen Eruptionen in den 90ern. In diesem Jahrzehnt entstanden Tortoise und wurden zu Legenden, in diesem Jahrzehnt durften Mogwai ihre ersten Gehversuche unternehmen, ebenso GY!BE und Sigur Ros, nicht zu vergessen die Genre-Prototypen von Talk Talk und Bark Psychosis. Ein guter Grund, sich die Apokalypse dieses Rockjahrzehnts genauer anzuschauen.

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Die besten Britpop-Alben der 90er Jahre IV: Niedergang, Evolution und Post-Britpop

Die 90er waren schon so ein bisschen die Dekade für kurzzeitige Rockphänomene. Ähnlich wie der Grunge hat es der Britpop nur mit viel Good Will über die Lebensdauer von fünf Jahren geschafft. 1997 scheint schon irgendwie Schluss zu sein, und abgesehen von ein paar hartnäckigen Genrevertretern verschwinden die meisten Bands entweder in der Bedeutungslosigkeit oder veröffentlichen derart katastrophale Alben, dass sie als Vorzeichen einer wahren Britpop-Apokalypse gelesen werden können. Das Ende der Ära ist in dem Fall aber auch – ähnlich wie das Ende des Grunge – gezeichnet von einer extrem spannenden Weiterentwicklung der Musik, die zuvor Top of the Pops und die UK Charts dominiert hat. Es gibt Experimentelles, Avantgardistisches, Bizarres und Ungewöhnliches. Bands wie Radiohead oder Blur spielen mit allerlei neuen Genreeinflüssen, entdecken Prog, Krautrock und elektronische Musik, um den Wechsel der 90er Jahre zu den 2000ern vorzubereiten. Und dann gibt es da noch die Late Bloomer. Bands, die eindeutig vom Britpop inspiriert sind, kreieren ihre ganz eigene Variante von Indie und Alternative Rock, der sich vor der Historie verneigt und gleichzeitig neue Töne einschlägt. Manche nennen es Post-Britpop, manche nennen es gar Second Wave of Britpop, aber letzten Endes beschließt diese kurze Periode das Jahrzehnt großer britischer Popmusik. Die 2000er klopfen an und es wird nie mehr so sein, wie es mal war.

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Die besten Britpop-Alben der 90er Jahre III: Obskur, vergessen, zweite Reihe?

Auf zur dritten Britpop-Retrospektive. Nachdem zuvor die wahren Genregrößen und Schwergewichte an der Reihe waren, werfen wir in dieser Bestenliste einen Blick auf die etwas obskureren, teilweise damals nicht beachteten, teilweise heute vergessenen Werke der Ära. Natürlich alles mit einem Fragezeichen versehen, denn Dank der ausgezeichneten britischen Musikpresse ist jede noch so kleine Nischenband retrospektiv ganz gut abgedeckt. Aber gerade die deutsche Zuhörerschaft dürfte hier vielleicht doch noch die eine oder andere bis dato unbekannte, ungehörte Perle finden. Und wenn nicht, sich zumindest daran erinnern, dass es auch ein Britpop-Leben neben Oasis, Blur, Pulp und Suede gibt.

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Die besten Britpop-Alben der 90er Jahre II: Die Schwergewichte

There we are! Peak Britpop! Battle of the Bands. Oasis vs. Blur. Kein musikalischer (vielleicht auch persönlicher) Konflikt hat die 90er Jahre Musiklandschaft derart geprägt wie der epochale Zweikampf zwischen Blur und Oasis. Dabei ging es beim „British Heavyweight Championship“ (NME) letzten Endes vor allem um eine Absprache unter Musikpublishern, die sich erhofften, dadurch die Käufe anzukurbeln (interessant nachzulesen in einm SPIEGEL-Artikel aus dem Jahr 2020). Und ohnehin viel spannender als der ganze Gossip ist die Musik, die in seinem Kontext veröffentlicht wurde. Und die hat es wirklich in sich. Zwei Jahre in Folge haben Oasis zwei der wohl besten britischen Alben gegen Ende des Jahrhunderts rausgehauen. Blur haben mit Parklife ein definitives Meisterwerk des Genres veröffentlicht, und mit Suede, Radiohead und Pulp spielen noch andere Schwergewichte in dieser Zeit eine große Rolle. Um diese großen Bands soll es in dieser Bestenliste gehen, während wir uns in Teil 3 den etwas obskureren oder gar ganz und gar vergessenen Bands widmen. Also dann. There we are: Rule Britannia, Britannia, rule the waves!

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Die besten Britpop-Alben der 90er Jahre I: Die Frühzeit des Genres

Regionale Rockereignisse die zweite… während die Hamburger Schule – wie so viele regionale Rockbewegungen – dann letzten Endes doch auf den deutschsprachigen Raum begrenzt blieb (und selbst dort immer einen Nischenplatz inne hatte), hat sich der Britpop in den 90er Jahren vom rein englischen Phänomen zu einem weltweiten Hype entwickelt. Bands wie Blur und Oasis wurden nicht nur auch in Amerika rezipiert, sondern irgendwann über den ganzen Globus. Aber nirgendwo anders war der damit zusammenhängende musikalische Stil derart gehyped wie im Vereinigten Königreich. Kein Wunder, gaben diese Bands doch zum ersten Mal seit der Beatlemania wieder das Gefühl, dass Great Britain musikalisch zur weltweiten Speerspitze gehören könnte. Den Patriotismus außen vorgelassen lässt sich festhalten, dass er in der Zeit und in dem Kontext wirklich verflucht viele große britische Rock- und Pop-Alben entstanden sind: Teils sehr weit zurückgreifend bis zu den Beatles, teils am Post Punk orientiert und teils Ideen von Indie Rock, Alternative und Grunge amerikanischer Prägung aufgreifend, haben sich die Britpopper zu Letzterem immer auch als Gegenbewegung begriffen. So orientieren sich Blur, Suede und Paul Weller gerne an der Musik der 60s und 70s, versuchen ihren Sounds aber so weit mit modernen Einflüssen anzureichern, dass er nicht nach bloßer Nostalgie klingt. Das ist auch in der Frühphase – als der Britpop doch vor allem noch ein Nischenphänomen ist – bereits ziemlich gut gelungen. Und auch wenn wir in dieser noch weit vom Hype des Blur/Oasis-Zweikampfes entfernt sind, lohnt es sich, einen Blick auf die besten Alben des Britpop zu werfen… bevor er zum Britpop wurde.

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Die 90er Jahre: Die besten Alben der Hamburger Schule

In den 90er Jahren sollte sich im deutschsprachigen Raum ein Hybrid aus Punk und intellektuellem Indie Rock bilden, der bis tief in die 2000er Jahre einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Poplandschaft hatte. Die Hamburger Schule war so etwas wie der Gegenentwurf zur Neuen Deutschen Welle der 80er Jahre, aber auch zum Deutschpunk und zur laut polternden Rockmusik Made in Germany, wie sie in den frühen 90er Jahre popularisiert worden war. Was zeichnet ihre Vertreter aus? Vielleicht ist es der Hang zur Ironisierung, zur Meta-Sprache und zum doppelten Boden, der die Hamburger Schule eindeutig in den 90er Jahren verortet und zugleich ein Gegengewicht zum pathosgeladenen Metal und sprachlich und musikalisch direkten Punkrock darstellt. Vielleicht ist es die Freude am postmodernen Spiel, an der Dekonstruktion, am Philosophischen und Abstrakten, die die Musik sowohl auf Produktions- als auch Rezeptionsseite eher im akademischen Milieu beheimatet (Stichwort: Studentenrock). Vielleicht ist es auch der Mut zu einer anderen Form von Authentizität, zur Ehrlichkeit fern von Machogehabe und Working Class Attitude. Natürlich ist es der diversifizierte, spielerische und pittoreske Gebrauch der deutschen Sprache, der diese Musik klar zu einem regionalen DACH-Ereignis macht. Und es ist der Eklektizismus, die Referenzfreude Richtung Punk, Grunge, US-Indie, der diese Musik von den sonst etwas trägen, wenig progressiven deutschen Musikoutputs der Zeit abhebt. Wie auch immer, die Hamburger Schule ist in den 90ern mit für die besten deutschsprachigen Alben überhaupt verantwortlich und ähnlich wie andere länderspezifische Genres (z.B. der Britpop) absolut hörenswerte Musikgeschichte. Und das sind ihre essentiellen Alben.

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Die 90er Jahre: Die besten Progressive Rock Alben des Jahrzehnts IV

Ich befinde mich gerade in so einer Art unheimlichem Progressive Rock Rausch, Dank dem ich die entsprechenden Artikel beinahe in einem Rutsch runter geschrieben habe. Ich hoffe mal, dass sich meine derzeitige Begeisterung für die Art Rock Nische auch ein wenig in den Texten Lobeshymnen auf die Genre-Alben der 90er Jahre niedergeschlagen hat. Wie bei jedem guten Rausch wird früher oder später der Kater folgen und diesen werde ich mit den Stooges, Ramones und Sex Pistols dann auch hoffentlich erfolgreich bekämpfen. Bis dahin gibt es aber noch einmal eine volle Ladung Prog-Rock der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts. Morte Macabre laden zum düsteren Tanz ein, Mats / Morgan versetzen dem Fusion neue Stromschläge, Tool weiden sich in Undertow in einer Mischung aus Stoner, Alternative und Art Rock, während Bondage Fruit und Simon Steensland den Zeuhl erfolgreich in eine neue Epoche transferieren. Auch Buckethead und Tenhi klingen alles andere als nach klassischem RetroProg und mixen stattdessen Ambient, Postrock, Gothic, Metal, Experimental und was ihnen sonst noch in den Kram passt in ihren originellen, ungewöhnlichen Sound. Schubladenzertrümmerung erfolgreich, würde ich sagen: Der Patient lebt.

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Die 90er Jahre: Die besten Progressive Rock Alben des Jahrzehnts III

Die Schublade ist weiterhin der Feind. Und so dürfen in diesem Artikel Radiohead vom Brit-Pop aus Richtung Progressive Rock schielen, wie es mit Sicherheit einige britische Rocker in den 90ern getan haben, wenn auch kein einziger so konsequent wie Thom Yorke und seine Mannen. Vom Art Pop und Postrock kommt Mark Hollis hereingeschneit und selbst Pallas, Robert Fripp und David Sylvian durchbrechen ihre Traditionen, während zumindest  Höyry-Kone den Banner des klassischen Progressive oben halten (Und wie sie das machen!). Achja, und ein klein wenig Jahre Reminiszenz an die 80er Jahre – oder wie ich sie nenne: „Die dunkle Ära des Prog“ – hat sich auch hierher verirrt; mit Collage, die den Neo Prog Sound von Marillion gekonnt in die nächste Dekade  transferieren. Progressive Rock, Art Rock, Art Pop, Post- irgendwas? Die Schublade ist tot, es lebe die Schublade!

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Die besten Progressive Rock Alben der 90er Jahre II

Wie schon im letzten Artikel mit der Aufnahme von The Gathering angedeutet, lässt sich durchaus darüber streiten, was zum Progresive Rock gezählt werden darf und was nicht. Aber das Streiten mit Dogmatikern nervt und Hand aufs Herz: Der Prog gehört zu den Genres mit den konservativsten Anhängern, ausgerechnet die Musik, deren Attribut vom lateinischen progressus = Fortschritt abstammt, hat Fans, die sämtliche Neuerungen am liebsten für nichtig erklären und sich in engen Genre-Grenzen am wohlsten fühlen, gerade wenn es um die Verteidigung der Nische gegenüber dem so genannten Mainstream geht. Insofern dürfte die Aufnahme von Muse für einiges Kopfschütteln unter den True Proggern sorgen. Auch dass The Tea Party hier reingehören, wird mit Sicherheit so mancher Prog-Jünger verneinen. Dagegen dürften sowohl The Flower Kings als auch Spock’s Beard und Änglagård einhellig Zustimmung ernten, während Happy Family mit ihrem what the fuckigen Zeuhl-Sound wiederum am anderen Ende des Spektrums angesiedelt sind und all jenen ans Herz gelegt werden können, die schon immer die freakigen, andersartigen und abseitigen Momente der Schublade bevorzugten.

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Die besten Progressive Rock Alben der 90er Jahre I

So, es wird es mal wieder Zeit für etwas populärere Genres (*hüstel). Dass Progressive Rock eigentlich ziemlich out of date ist, wahrscheinlich Zeit seines Bestehens out of date war, muss wohl nicht extra betont werden. Dürfte jeder wissen. Anyway, aktuelle und auch länger andauernde Trends sollten im Kanon keine Rolle spielen, und unabhängig von seinem Low Coolness-Faktor hat der Progressive Rock (oder Prog wie die Babyblauen liebevoll sagen) in den 90ern eine Menge toller Werke zwischen selbstverliebter Frickelei und bombastischem Monumentalismus abgeworfen. So begeistert Frank Zappa mit einem epischen Live-Doppelalbum, das auch  als einsteigerfreundliches Spätwerk funktioniert, King Crimson gelingt mit Thrak das kaum erwartete Comeback und mit Anekdoten, Porcupine Tree und The Gathering schießen die Progressive Rock Bands einer neuen Generation aus dem Boden. Die großen Unbekannten in dieser Runde bilden die Schweden Landberk, die mit atmosphärischem und trippigen Folk Post-Progressive begeistern.

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Hörenswertes, Mai 2016: Anohni, Death Grips, Mo Troper, Radiohead

In meiner April-Musikschau war noch alles ganz kuschelig, wohlig warm… eigentlich sogar schon frühsommerlich. Im Mai sieht das ganze irgendwie anders aus. In diesem Monat dominieren die schrägen, düsteren, zersetzten und zersetzenden Töne. Daran kann auch der vergnügte Collegerock von Mo Troper nichts ändern. Denn begleitet wird dieser von Pop-Destruktionen einer ANOHNI und Industrial/Rap-Dekonstruktionen der Death GripsRadiohead stürmen zwar eher solide, ohne große Überraschungen den Frühsommer, ändert aber nichts daran, dass auch ihnen wieder mal ein kleines, artpoppiges, antipoppiges Meisterwerk geglückt ist.

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Hörenswertes, April 2016: The Body, Kaada & Patton, Autolux, Kevin Morby

1 April ist gekomm und brint uns 1 Rainbow Schwan der Wetter schön und 1 sonnige Tag genießt (Hach…). Abgesehen von dem kleinen Wicht, der mir mit seinen mittlerweile acht Wochen den Monat versüßt (He’s fucking smiling!), hatte ich im wildesten Frühlingsmonat seit Beginn der eigenen Wetteraufzeichnung auch sehr viel Freude mit einem Sprung durch alle möglichen Genres: Feinster Indie Art Pop von Autolux, gediegener Instrumental Post Post Espresso Rock von Kaada und Patton, apokalyptischer Avantgarde Metal von The Body und klassischer Americana von Kevin Morby. Das gibt es auf den kommenden Seiten alles zusammen mit fetter Hörenswert-Empfehlung. Und jetzt bitte Sommer auf 3, 2, 1…

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Hörenswertes, Januar 2016: David Bowie, Tortoise, Savages, Fjørt

Der Januar ist fast vorbei und ich kann erst einmal hinter mein Vorhaben, 2016 wieder mehr musikalische Neuveröffentlichungen zu hören, einen Haken setzen. Im Januarrückblick feiere ich das neue Savages-Album Adore Life, genieße das jüngste Werk der Postrock-Inititalzünder Tortoise und entdecke mit Fjørt eine Band, deren Namen ich bis dato noch überhaupt nicht gehört habe. Und dann gibt es noch David Bowie… und der durfte mich kurz vor seinem Tod noch einmal richtig wegpusten. …Ja, der Januar war ein verdammt guter musikalischer Monat. Und ein „Hört euch das mal an!“ kann ich hinter jede der folgenden Besprechungen setzen.

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Goodbye David Bowie

Es ist schon ein merkwürdiger Zufall: Einen Tag vor Bowies Tod habe ich sein neustes – und letztes – Album Blackstar in aller Ruhe einmal komplett durchgehört… und es hat mich schlicht umgehauen. Überraschend umgehauen. Überraschend im Sinne von: „Oh mein Gott. Den hatte ich gerade gar nicht auf dem Schirm! What a fucking masterpiece!“ Ich habe ehrlich gesagt David Bowies Veröffentlichungen nie entgegengefiebert, sie nie aktiv begleitet. Die Musik des Chamäleons des Pop hatte immer etwas Unantastbares für mich, etwas – ja ich weiß, das ist im Falle Bowies alles andere als originell – Außerirdisches. Und so war ich auch nie im engsten Sinne des Wortes Fan dieses Ausnahmekünstlers. Was jedoch im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass ich ihn nicht ausgiebig und viel gehört hätte.

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Hörenswertes, Herbst 2014: Castanets, Swans, Electric Wizard, …And you will know us by the trail of dead

Sorry Leute. Seht es ein. Der Sommer ist vorbei, der Punk ist tot und der Pop riecht schlecht. Anbei sende ich euch trotzdem ein paar kalte Grüße, serviert von (Schenkt ihm endlich die Aufmerksamkeit, die er verdient) Raymond Raposa aka Castanets, den  auf ihrem eigenen Trip hängengebliebenen (wenn es möglich wäre, würde ich eure Musik ficken!) Swans, den nach wie vor umtriebigen (Wo liegt meine Bongh?) Electric Wizard und den Seite360-Dauergästen (sorry, aber verdammt seid ihr alt geworden!) …And you will know us by the trail of dead. Das wird ein guter Herbst…

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Hörenswertes Herbst 2012: Converge, Swans, The Mountain Goats, Dinosaur Jr, Portico Quartet

Lauter gute alte Freunde…
So kann dieser Hörenswert-Artikel für den Herbst zusammengefasst werden. Ihr wisst schon, die Typen, die man einfach schon immer mochte, die man aber irgendwie trotzdem eine Zeit lang gar nicht mehr auf dem Plan hatte. Und dann sind sie plötzlich wieder da. Man freut sich, quatscht mit ihnen, feiert mit ihnen, und so plötzlich wie sie gekommen sind verschwinden sie auch wieder. Aber zumindest lassen sie ein gutes Gefühl zurück. Vielleicht denkt man sich sogar: „Ja, die könnte ich bei Gelegenheit mal wieder anrufen.“ , und vergisst sie dann doch wieder ein wenig… zumindest bis zur nächsten großartigen Zusammenkunft.

John Darnielle sorgt mit den Mountain Goats für gemütliche amerikanische Lagerfeuerstimmung, Dinosaur Jr lassen an die guten alten Zeiten zurückdenken, als alles noch irgendwie easy war, die Swans dagegen erinnern einen daran, dass es immer noch ein Stück abgehobener geht und mit dem Portico Quartet kann man sich schlicht und ergreifend wohlfühlen, wenn auch auf sehr spezielle Weise. Achja, und dann gibt es natürlich Converge, die wieder einmal keine Ruhe, kein Punkt und kein Komma kennen und dich blutend auf dem angesengten Wohnzimmerteppich liegen lassen. „Bis zum nächsten Mal!“ ruft man ihnen dennoch fröhlich hinterher, während man einen ausgeschlagenen Zahn ausspuckt und die blauen Flecken zählt. So ist das eben mit guten Freunden…

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Hörenswertes Februar 2012: Errors, Tindersticks, Motorpsycho & Ståle Storløkken

Drei spannende Alben für einen aufregenden Februar. Sowohl Motorpsycho in enger Zusammenarbeit mit Ståle Storløkken als auch die Tindersticks haben mit ihren aktuellen Outputs große Meisterwerke geschaffen, die bei meinen Best-Of des Jahres 2012 mit Sicherheit mehr als ein paar Worte mitzureden haben werden. Ergänzt werden die beiden Epen von ziemlich eigenwilligem, eigensinnigen Synthie/Ambient/Postrock von den Errors, die als musikalischer Anachronismus daherkommen und dennoch ein faszinierendes, wenn auch allzu eskapistisches Werk aus dem Hut zaubern. Achja, das Wetter heute nervt.

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Hörenswertes Herbst 2011: Yann Tiersen, Priestbird, Collapse under the Empire, The Book of Knots

Warum zu Hölle sind wir eigentlich im Moment so trantütig, was Hörenswertes-Artikel betrifft? Ich habe für diese vier Reviews auch gefühlte drei Jahre gebraucht. Dabei benötigt der Mensch doch gerade in der kalten Jahreszeit – die jetzt voller Wucht zuschlägt – warme, fesselnde und epische Klänge, die ihm sagen, dass trotz sibirischer Temperaturen alles irgendwie gut wird. Hier sind sie nun also, nicht mehr ganz taufrisch, aber perfekt in den Herbst passend und diesen von seiner epischen, romantisch verdrogten und düsteren Seite repräsentierend. Während Priestbird mit wohl temperiertem Hippie-Art-Folk noch für die richtige Untermalung der Kaltwetter-Romantik sorgen, entführen uns Yann Tiersen und Collapse under the Empire bereits aus der urbanen Herbst-Tristesse, ziehen uns hinauf in himmlische Gefilde und ein Stückchen weiter, bis wir schließlich komplett im Weltraum angekommen sind. Dort ist es freilich wieder kalt, sau kalt, und wir werden von düsteren Avantgarde-Klängen von The Book of Knots durch die kosmische Finsternis gejagt. Aber im Grunde genommen passt das ja auch ganz gut zur derzeitigen Atmosphäre zwischen herbstlicher Tristesse, gelegentlichen Sonnen-Ausbrüchen und bangem Warten auf den Winter.

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Hörenswertes August/September 2011: Primus, Thees Uhlmann, Sungrazer, Beirut

Jepp… das Sommerloch. Viel Musik gehört, aber wenig Muße zum Schreiben gefunden. Hier soll daher noch einmal  nach den Klängen des endenden Augusts und beginnenden Septembers gesucht werden. Auf dem Dienstplan steht verschrobener Avantgarde Funkrock der klassischen Art von Primus, die Naivität der neuen Hamburger Schule im frischen Gewand von Tomtes Thees Uhlmann, der sich auf Solo-Abwegen befindet, melancholisch stimmungsvoller Folk von Beirut und hitzigkalter progressiver Stoner Rock von Sungrazer…. Alle auf der Suche nach der verlorenen Jahreszeit.

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Hörenswertes: Mai 2011: 31Knots, Gabby Young and other Animals, Blackmail, Wonga

Bunt ist das Leben und granatenstark… Der Mai hat begonnen und wir sind endgültig wieder dort angelangt, wo die Musik das Leben einfach nur abfeiern darf. So wie zum Beispiel im Re-Release von Gabby Young and other Animals – We’re all in this together, das satten Folk/Swing/Jazz-Pop präsentiert. Aber allzu leicht wollen wir uns das Leben dann doch nicht machen, und so schießen wir mathematische Störfeuer von 31knots und verknoteten Krautrock von Wonga in die Big Band Parade. Und dazwischen finden wir auch noch kurze Zeit uns dem neusten Album von Blackmail zu widmen, die nicht nur den Sänger raus- sondern auch gleich zahllose Momente ihres musikalischen Konzepts umgeworfen haben. Volle Kanne Hoschi!

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Hörenswertes: März 2011: Têtes Raides, Nicolas Jaar, Home Video, Jonny Greenwood

Ja ihr lieben Leute… Es wird Frühling. Wir feiern das neu erwachende Leben mit fröhlichem, eleganten Folk Rock aus Frankreich von Têtes Raides und herrlich nonchalantem Indie Electro-Pop von Gold Panda. Die letzten Furchen des Winters stehen aber noch in unseren Gesichtern und so haben sich auch etwas kargere, kältere Klänge in unseren Soundcheck geschmuggelt. Der tragische Norwegian Wood Soundtrack von Jonny Greenwood und Can, der etwas spät eintrudelnde – aber immer noch geniale – Minimal Techno von Nicolas Jaar und melodieverliebter, semielektronischer Art Pop / Art Rock von Home Video. Wie immer alles mit dem Hörenswert-Gütesiegel versehen.

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Kid C? – Rezension zu Radioheads „The King of Limbs“

Als pünktlich zur Jahrtausendwende der neuste Radiohead-Output Kid A angekündigt wurde, geschah dies jenseits jeglicher Normen der Musikindustrie: Keine Singleauskopplungen, keine Musikvideos, keine Interviews, stattdessen nur ein Haufen Blips die eine irritierte, ratlose aber umso neugierige Hörerschaft zurückließen. Nachdem Radiohead 2003 ihre Arbeit mit EMI beendet hatten, veröffentlichten sie erst vier Jahre später ihr neustes Album „In Rainbows“: In Eigenregie, vorerst nur als digitalen Download, dem Hörer überlassend, wieviel er für das Material zahlen wollte….Und jetzt das. Innerhalb einer Woche wird ein neues Album angekündigt, ein Musikvideo veröffentlicht und das Album sogar einen Tag vor regulärem Verkauf online gestellt.

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Fuck the Devil, fuck myself… Rezension zu Aereogrammes Klassiker „A Story in White“

Achja… bin gerade auf so einem kleinen Nostalgietrip, einem Aereogramme-Nostalgietrip, um genau zu sein. Auf einem „A story in white“-Trip, um es auf den Punkt zu bringen. Und da ich trotz Radiohead-Besessenheit meine derzeitige Liebe zu dem 2001er Album nicht loswerde, teile ich sie einfach. Ist schon ein bisschen her, dass ich das hier geschrieben habe. Drückt aber nach wie vor aus, wie mich dieses Album jedes Mal wieder in seinen Bann zieht. A Story in white… und eben weitaus mehr als das:

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Retrospektive zur Einstimmung auf das neue Radiohead Album “The King of Limbs”

Sie haben uns mal wieder eiskalt erwischt: Vollkommen unerwartet, dafür aber umso mehr erhofft, versetzte diese Woche die Ankündigung eines neuen Radioheadalbums die gesamte Musiklandschaft in Hysterie. Insbesondere weil „King of the Limbs“ bereits in sieben Tagen (mittlerweile nur noch vier) veröffentlicht werden soll, wie schon „In Rainbows“ zuerst nur als digitales Album zum Download, später dann – ebenfalls wie „In Rainbows“ – als schicke Special Edition mit besonderem Artwork und expansiven Boni. Um die Wartezeit auf das neue Glück ein wenig zu verkürzen, hier eine kleine Retrospektive auf die bisherige Radiohead-Discographie.

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Rezension zu Anathema – "We’re here because we’re here"

Vor langer, langer Zeit in einem weit weit entfernten Land lebte eine junge Musikkapelle, die sich Anathema nannte. Anathema wie Kirchenbann, wie Exkommunikation, wie die Verfluchung vor Gott und dessen irdischen Vertretern. So wie sie sich nannten, so klang auch ihre Musik, die sie von Dorf zu Dorf ziehend den Menschen präsentierten. Da mischten sich harte Doom-Metal und Gothic-Klänge, da wurde gelitten, gestorben und dämonisiert. Da wurde das Dunkle in der Welt beschworen. Doch dann eines schönen Tages entdeckte ihr Schreiber Danny Cavanagh auf der Reise eine kleine Höhle namens Artrock, in der unglaubliche Schätze verborgen lagen: Dort zu finden waren psychedelische Farben, Schatzkisten voller epischer Hymnen und vertrackter Takte. Danny zog es in diese Höhle, ebenso den Rest der Band, und als sie wieder herauskamen, sollte nichts mehr so sein wie früher. Anathema hatten sich verändert…

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Yin und Yang der Toten – …And you will know us by the Trail of Dead – Tao of the Dead

Es kann an dieser Stelle ruhig nochmal gesagt werden: Das neue Album von …And you will know us by the Trail of Dead kann man nicht nur wunderbar in einem Rutsch hören, sondern auch in einer formvollendeten Endlosschleife, in der der epische 16Minuten-Rausschmeißer fließend in den Opener übergeht. Alles befindet sich im Fluß, in einem atemberaubenden Sog, in einem geschlossenen Kreis, der dem ambitionierten, universellen Titel – und dem obskuren Coverartwork – mehr als gerecht wird. Ist ja bei einem Trail of Dead Album mittlerweile durchaus üblich. Keineswegs aber bei einem wilden, tanzbaren Rock N Roll Album. Insofern wieder einmal: Chapeau ihr lieben Texaner: Progressive, epische Klangkunst und derben, rotzigen Alternative Rock wunderbar vereint.

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