Die besten Shoegaze und Dream Pop Alben der 90er Jahre

Aaalso… wir haben den Britpop, Noise Rock und Postrock hinter uns gelassen… und damit kommen wir zwangsläufig zu einem – vor allem in UK beliebten -Genre, mit dem ich ehrlich gesagt so überhaupt nicht viel anfangen kann. Shoegaze hat sich irgendwie aus dem Noise und Indie Rock der späten 80er Jahre entwickelt, hat diese mit so viel Pop angereichert, dass er deutlich schmeichelhafter ist als seine Vorgänger und darunter noch ne ganze Menge Spiritualität und Esoterik gemixt. Etheral könnte man auch dazu sagen, in seiner schmeichlerichsten Form wird er auch gerne Dream Pop genannt, und gerade in dieser ist er mir meist einfach zu öde, zu dröge, und zu weit entfernt vom eigentlichen Rock-Gedanken. In den frühen 90er Jahren hatten Shoegaze und Dreampop ihren Höhepunkt. Zur Grungewelle wurden sie bereits für tot erklärt. Nicht wenige Künstlerinnen von der Insel haben sich dann Richtung Britpop entwickelt, einige andere sind zum Postrock abgedüst, zum Folk oder Gothic Rock und wieder andere haben den klassischen Rock And Roll wiederentdeckt. Und die meisten Shoegaze-Vertreter finde ich in ihrer Evolution doch weitaus spannender als in Original Gangster Form. Anyway, als auch Nicht-Fan des Genres habe ich ein paar fantastische Alben für mich abgreifen können, darunter natürlich auch die großen Klassiker, aber hoffentlich auch die ein oder andere vergessene Perlen. Sollte ich Meisterwerke übersehen haben, seht es mir nach. Oder betrachtet die Liste am besten gleich von Anfang an als Topliste der Shoegaze-Alben von jemandem, der mit Dreampop so gar nix anfangen kann.

My Bloody Valentine – Loveless

(Creation, 1991)

So unoriginell es ist, gleich mit DEM Klassiker des Genres einzusteigen, verdammt, Loveless von Bloody Valentine ist wahrscheinlich wirklich das beste Album, das der Shoegaze je hervorgebracht hat. Wir haben hier einfach mal Shoegaze in seiner schönsten und vor allem radikalsten Form vor uns. Und das bedeutet: Die Musik wird zum gewaltigsten Rausch, den man sich vorstellen kann, einem Infernal zwischen etherischer Abgehobenheit und brutalem Lärm. My Bloody Valentine mischen sphärischen Pop der mit derbem Noise Rock und begeben sich in einen transzendentalen Kampf mit sich selbst, in sich schlummernden Göttern und in sich schlummernden Dämonen. Ein musikalisch jüngstes Gericht, letztes Gewitter, und am Ende scheinen doch die Engel die Oberhand zu behalten, indem sie mit Säuseln und Jauchzen, mit Pathos und Ergebenheit in den dahin rauschenden Krach einfahren. Der Krach auf Anschlag, das Hypnosependel vor der Nase, und plötzlich ergibt alles Sinn. Im Gegensatz zu vielen anderen Genrealben der Ära ist Loveless erstaunlich gut gealtert, auch heute noch ein pures Erlebnis. Egal wie tot Dreampop sein mag, dieses Album wird uns alle überleben.

The Brian Jonestown Massacre – Methodrone

(Bomp!, 1995)

Wenn ihr mich fragt, was wohl mein liebstes Shoegaze-Album ist, dürfte gleich neben Loveless das Debütalbum von The Brian Jonestown Massacre auftauchen. Methodrone ist Made in USA und definiert damit auch einen zweiten Zweig des Shoegaze-Booms, der sich in Nordamerika bis tief in die späten 90er Jahre hinein großer Beliebtheit erfreute. Im Gegensatz zu Mazzy Star, die ebenfalls aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommen, bewegen sich The Brian Jonestown Massacre aber deutlich näher am klassischen Noise Rock, zeigen mehr als einmal Nähe zu Sonic Youth und diversen Grunge und Alternative Rock Bands der 90er Jahre. Methodrone ist ein Hybrid-Album, besitzt eine ordentliche Portion Schmutz und Rohheit, hat aber keine Scheu davor sich in schwindelerregende Höhen zu erheben. Pathos und Rock N Roll Habitus gehen hier eine wundervolle Melange ein, mal ganz nah am irdenen Indie Rock und Alternative Metal, mal ganz weit weg in entlegenen Soundlandschaften. Und nicht zuletzt wird auch immer wieder der Pop umarmt, mit eingängigen Hooklines, die nicht selten Ohrwurmcharakter haben und mit wundervollen Melodien und harmonischem Gesang ausgestattet sind. Wer bei all dem Sphärischen und Psychedelischen auch ganz gerne einfach mal starke Songs genießt, ist hier genau an der richtigen Stelle.

Slowdive – Souvlaki

(Creation, 1993)

Ja, es darf hier nicht unerwähnt bleiben. Das definitive Shoegaze-Album; der Moment in dem das „DREAM“ in Dream Pop groß geschrieben wird, der Moment, in dem der Rock überrannt wird von sphärischen Klängen, der Moment, in dem die Musik transzendentiert und sich aufschwingt, irgendwas anderes zu sein als eine bloße Abfolge von Geräuschen. Ich hebe kritisch die Augenbrauen und muss trotzdem anerkennen, dass das zweite Album von Slowdive, Souvlaki, schon ein verdammt großer Auftritt ist… aber eben auch ein Auftritt, der alle Ingredienzen des Shoegaze mit sich bringt: Schwelgen, Wabern, Mäandern, verloren im Rausch des Sphärischen… eben auch all die Ingredienzen, die Dream Pop für mich oft so schwer bekömmlich macht. Enthobener, entlegener wird es in dieser Liste jedenfalls nicht mehr. Und wer mit Dream Pop nichts anfangen kann, der wird diese radikale Exegese des Genres wohl auch eher mit einem Schulterzucken quittieren. Reinhören sollte man vermutlich dennoch, und sei es nur darum, um einmal die Quintessenz der Shoegazer in sich aufzusaugen. Vor einiger Zeit wurde Souvlaki von Pitchfork zum zweitbesten Shoegaze-Album aller Zeiten erklärt. Ja… vielleicht, ich bleibe aber dabei, dass das Genre weitaus spannenderes zu bieten hat, wenn es nicht nach sich selbst klingt, nicht um sich selbst kreist. Aber mit diesem sphärischen Werk sind seine Inhalte auf jeden Fall einmal wegdefiniert. Und das hat ja auch sein Gutes.

Pale Saints – In Ribbons

(4AD, 1992)

Irgendwo zwischen der gewaltigen, alles übertönenden Lautstärke von My Bloody Valentine und dem rein sphärischen Verträumten von Slowdive sind Pale Saints verortet. Wem Erstere zu radikal laut und zweitere zu esoterisch unterwegs sind, für den ist In Ribbons vielleicht genau das richtige Album. Aber es ist auch in der Tat mehr als bloß ein zwischen den Welten schwingendes Shoegaze-Werk. Pale Saints verstehen sich perfekt darin, Schicht um Schicht an Klangfarben aufzubauen, einzubrechen, miteinander harmonieren zu lassen und in düstere Schatten zu hüllen. Ihr zweites Album „In Ribbons“ fühlt sich dadurch unglaublich komplex und reichhaltig an, ohne jemals zu verkopft zu werden. Ähnlich wie im Postrock – dem Pale Saints nahe kommen wie keine andere Dream Pop Band – steht hier oft die Atmosphäre im Vordergrund: Es geht weniger um bahnbrechende Hooks oder geschlossene Songs als viel mehr den Gedanken einer Soundlandschaft, die bei den Zuhörern ein ganz eigenes, mal unheimliches, mal bewegendes, mal irritierendes Kopfkino erzeugt. Das betört und hypnotisiert zugleich, kann auch mal mit etwas rockigeren Klängen mitreißen, und verliert sich letzten Endes doch irgendwo im Ätherischen. Ähnlich wie Souvlaki Prototyp und Blaupause für den Dream Pop, kann aber neben der bloßen Definition deutlich mehr.

Lush – Spooky

(4AD, 1992)

Auch wenn sich Lush im Laufe der Dekade mehr und mehr Richtung Britpop entwickeln werden, gehören sie in den frühen 90ern noch zu den Pionierinnen des Shoegaze und vor allem Dream Pop. Zweiteres wird auf dem eigentlichen Debüt der Londonerinnen (mit Scar gab es 1989 noch einen Mini-LP-Vorläufer) groß geschrieben. Im Vergleich zu My Bloody Valentine läuft man als Hörer nicht permanent gegen Gitarrenwände, sondern darf sich ganz ungeniert dem Liebreizenden, schüchtern Spirituellen hingeben. Auch wenn Shoegaze-typisch der himmlische Gesang von Miki Berenyi hinter einem Soundteppich mitunter fast verschwindet, so orientiert sich Spooky doch viel mehr an sphärischem Pop, denn an aggressivem Noise Rock. Der Kampf der Leichtigkeit gegen die Schwere ist auch hier omniopräsent, die himmlischen Heerscharen scheinen aber die meiste Zeit die Oberhand zu behalten. Spooky klingt dabei – treffender Titel – fast wie geisterhafte Musik, die irgendwie enthoben, irgendwie verträumt, aber irgendwie auch unheimlich daherkommt. Durch die Ferne der Vocals entsteht eine gespenstische, distanzierte Stimmung, der es gut gelingt Kitschansätze bereits im Keim verstummen zu lassen. Und damit sind wir dann auch endgültig beim Dream Pop in seiner Post New Wave Form gelandet, die Ausgeburt des Genres, die für mich am Schwierigsten ist, aber mit Lush und dem folgenden Album zwei Highlights zu bieten hat, die auch für Nicht-Dream-Pop Enthusiasten hörenswert sind.

Cocteau Twins – Heaven or Las Vegas

(4AD, 1990)

Wollen wir die himmlischen Heerscharen noch eindeutiger triumphieren sehen, muss unser Blick zwingend zu den Cocteau Twins wandern. Das immerhin sechste Album der Schottinnen ist der beste Beweis dafür, wie sehr Shoegazing und Dream Pop vom Etheral Pop und Wave der 80er Jahre beeinflusst war. Zur Jahrzehntwende beschreiten Sängerin Elizabeth Fraser und ihre Bandmitglieder einen Weg, der die ätherische Stimmung von Art Pop Ikonen wie Kate Bush mit Rock und düsteren Gothic-Einflüssen kreuzt und werden damit zu Wegbereiterinnen des Dream Pop. Genregrenzen zu definieren ist so eine Sache, Heaven or Las Vegas mäandert permanent zwischen dem Traditionellen und dem Neu Aufkeimenden, umarmt nach wie vor den Pomp und Glanz der 80er Jahre, trägt aber immer auch eine punkige Verspieltheit in sich (in dieser Hinsicht vielleicht nochmal eine Empfehlung für die komplexen, rohen und zugleich progressiven Anfänge der Cocteau Twins, insbesondere Garlands). Es ist ein Traum, der immer auch ein wenig die Vorahnung (oder das Nachwehen) des Alptraums versteckt, nur um sie plötzlich hervorzuziehen und in manchen Momenten sogar ziemlich laut und erschlagend zu werden. Ein faszinierendes Album auf dem Scheideweg und damit das perfekte und definitive Album einer extrem spannenden Band, die zu Beginn des Shoegaze Hypes schon eine große, persönliche musikalische Tradition im Gepäck hat.

The Boo Radleys – Giant Steps

(Creation, 1993)

Habe ich schon erwähnt, dass ich Shoegazing und Dream Pop am besten finde, wenn es am wenigsten nach Shoegazing und Dream Pop klingt? Well, ich finde Shoegazing und Dream Pop am besten, wenn… naja, ihr wisst, wohin das führt. The Boo Radley dehnen die Genregrenzen extrem aus und gehören damit einfach mal zu meinen Dreampop-Lieblingen. Mit ihrem rockigen Sound, ihren Big Band Einflüssen und ihrem partiellen Rückgriff auf die Swinging Sixties sind sie fast so etwas wie die Beatles des Shoegaze. Klar, sie greifen all das mit ner Menge Krach und sphärischen Harmonien an, in all dem Rausch, in all der Ekstase und in all den artsy, experimentellen Störgeräuschen machen sie aber etwas, was den meisten Shoegazern abgeht. Sie machen verflucht viel Spaß. Giant Steps ist eine Wundertüte von einem Dream Pop Album: Verziert mit Jazz-Einflüssen (immerhin benannt nach einem John Coltrane Album aus dem Jahr 1959), zersprenkelt mit tanzbarem Industrial und bildschirmfüllenden Noise, garniert mit nostalgischem Pop und vielen Fuzzy-Momenten ist Giant Steps nicht darauf angelegt, die Hörenden zu hypnotisieren, viel mehr lädt es zu einer ebenso sphärischen wie energiegeladenen Party ein; es antizipiert den Brit Pop und findet seine ganz eigene Atmosphäre, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass sie nicht so verkrampft Atmosphäre sein will. Ein Jahrhundertwerk und wahrscheinlich das beste Shoegaze-Alben für alle, die mit Shoegaze nichts anfangen können.

Catherine Wheel – Chrome

(Fontana, 1993)

Selbes Jahr, und noch einmal Dream Pop, der nicht einfach nur nach Dream Pop klingt. Auf ihrem zweiten Album machen Catherine Wheel klar, dass sie nicht im geringsten daran denken, sich zu wiederholen. Und so nehmen sie den Shoegaze Sound ihres Debüts und jagen ihn einmal durch die Metallhölle. Näher als in Chrome wird Dream Pop dem Hard Rock und Metal nie kommen. Und Surprise, Surprise, die Kombination funktioniert. Besitzt das Genre in seinen triumphalen Momenten doch immer eine düstere Seite, die sich auch in manchen Metal-Subgenres finden lässt, eine Härte, die an manche Spielarten der harten Musik erinnert, und auch eine Freude am Rauschhaften, Aufgeladenen, ebenfalls ein gern gesehener Gast in düsteren Metal-Landschaften. Auf Chrome feiern die beiden Genres endgültig Traumhochzeit: Mal roh und wild, mal sphärisch und pathetisch, mal gewaltig bis hin zum Gewalttätigen. Und doch bleibt das Traumhafte, Verspielte, das Sphärische und Ätherische immer an der Spitze stehen. Chrome ist ein faszinierender Hybrid, der Metal-Fans ebenso begeistern dürfte wie Dream Pop Liebhaber.

Swervedriver – Mezcal Head

(Creation, 1993)

Wie gesagt… Shoegaze, der nicht nach Shoegaze klingt. In diesem Fall ist es vor allem der Grunge und traditionelle Noise Rock, bei dem sich die Shoegazer bedienen. Swervedriver klingen in ihren besten Momenten so, als hätten Nirvana das Nirwana entdeckt, Frieden mit sich und der Welt geschlossen und wären nun bereit dazu, eine spirituelle Botschaft in die Welt zu tragen. In ihren noch besseren Momenten klingen sie so, als hätten Pale Saints genug vom kosmischen Wabern, hätten sich aufgemacht zurück zur Erde und würden dort in einer heruntergekommenen Spelunke mit ein paar Rock- und Metallegenden abhängen. Auf Mezcal Head findet so oder so eine faszinierende Mischung aus dreckigem Rock N Roll, Art Rock – mit gar nicht so wenigen Jazzeinflüssen – und gewaltigem Shoegaze statt. Die Reverbs sind da, die Gitarrenwände sind da, und auch das verträumte Moment des Dream Pop ist immer wieder herauszuhören. Zugleich wird aber auch ordentlich gejammt, die Geschwindigkeit wird angezogen, die Punks erobern die Bühne (zurück), und es wird einfach nur derb und dreckig nach vorne gerockt. Herauskommt ein absolut überragender Hybrid, ein wenig Grunge von der Insel, ohne wirklich Grunge zu sein, ein wenig Noise Rock und Metal, ohne das Atmosphärische zu verraten, sogar eine Brise Postrock… und alles in allem ein unglaublich gutes Shoegaze-Album.

Mercury Rev – Yerself Is Steam

(Mint Films, 1991)

Im Laufe der 90er Jahre sollten sich Mercury Rev – wie so viele andere Shoegazing Bands – peu à peu in andere Genrerichtungen bewegen. In diesem Fall soll der Weg der New Yorker Richtung Indie und Alternative Rock gehen, ohne den Sänger David Baker, der auf dem Debüt Yerself Is Steam noch dabei ist. Und so spannend und wichtig Weiterentwicklungen auch sind, Mercury Rev sollten nie besser klingen als auf ihrem Erstling. Yerself Is Steam oszilliert zwischen psychedelischem Rock, Proto-Grunge und diesem speziellen sphärisch geisterhaften Sound, der es zu weitaus mehr macht als einer weiteren Early 90s Alternative Rock Scheibe. Mercury Rev klingen hier noch unfassbar roh, authentisch und natürlich. Gleichzeitig spielen sie mit dem Hypnotischen, dem Unnahbaren und Mysteriösen. Yerself is Steam rauer, exzentrischer und zugleich verlorener Traum; eine morbide Melange aus Rock And Roll, Noise und Art Pop, vielfältig und dabei immer einzigartig.

Ride – Going Blank Again

(Creation/Sire, 1993)

Es gibt wohl keine harmonischere Mischung aus Indie, Pop, Wave und Noise Rock als auf Going Blank Again, dem zweiten Album von Ride. Ja, natürlich liest sich das jetzt ziemlich öde wie die übliche Zutatenliste von Shoegaze. Aber wo sich andere Bands oft für eine Dominanz des Pop, des Noise oder des Spherical Etheral Spiritual Whatever entscheiden, gleiten bei Ride die einzelnen Teile ganz natürlich ineinander, so als seien sie schon immer Geschwister gewesen. Sogar ein bisschen Proto Power Pop Punk hat es in den Mix geschafft, ohne dabei störend herauszuspringen. Und so ist Going Blank Again nicht nur eine ausgesprochen runde Sache, sondern auch ein Album, das schlicht und ergreifend Freude bringt. Ein Album, das sich nicht schwerfällig auf die Kirchenbänke des Genres fallen lässt, sondern stattdessen zu einer entspannten Party einlädt, bei der auch mal getanzt und gehüpft werden darf. Der Pop Appeal tut dem sonst so ernsten, introspektiven Genre extrem gut, der Pathos wirkt hier nie aufgesetzt oder erzwungen, die Emotionen wirken greifbar, echt und nachvollziehbar, und es wird nie vergessen auch mal ordentlich zu rocken. Neben den Boo Radleys vielleicht die einsteigerfreundlichste Variante des Dream Pop.

Mazzy Star – So Tonight That I Might See

(Capitol, 1993)

Also dann… zum Abschluss geht es noch einmal in die USA und zu Mazzy Star, die wohl ohne jeden Zweifel so was wie die amerikanischen Darlings des Dream Pop sind. Das liegt in erster Linie an der unglaublichen Stimme von Hope Sandoval, die mit einem unfassbar warmen Timbre das zweite Album der kalifornischen Band dominiert: Dabei schöpft sie ihre Kraft gar nicht so sehr aus den klinischen Tönen des New Wave und Post Punk, sondern wildert viel mehr in Folk Rock und sogar Country. Unterstützt wird sie auf ihrer Suche nach der Wärme im Sphärischen von einem diversifizierten und dennoch runden Klangkosmos, der mal folkiger, mal (post) punkiger daherkommt, tief im Indie Rock der 80er Jahre steckt, gleichzeitig aber mutig seinen Kopf in die dichten Wolken des Dream Pop hebt. „So Tonight That I Might See“ ist vertonte Harmonie mit einem gruseligen Twist. Immer romantisch, aber eben auch immer mysteriös, verloren, immer warmherzig, aber eben auch immer mit einem düsteren Geheimnis versehen. Die perfekte Vertonung für den eigenen, ganz persönlichen David Lynch Film im Kopfkino, der Sound für das Kuscheln mit Geistern und Dämonen; das Wissen, dass man nichts zu fürchten hat, so lange man ihre Geheimnisse wahrt. Ein ruhiger (und dennoch faszinierender) Monolith, der beweist, wie wenig Shoegaze die Lautstärke braucht, für die er ja eigentlich so berühmt ist.

Bands/Künstler_Innen: Catherine Wheel, Cocteau Twins, Lush, Mazzy Star, Mercury Rev, My Bloody Valentine, Pale Saints, Ride, Slowdive, Swervedriver, The Boo Radleys, The Brian Jonestown Massacre, | Genres: Art Pop, Art Rock, Noise-Rock, Psychedelic, Rock, | Jahrzehnt: 1990er,


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