In the Fishtank 2: Guv’ner (1997)

Ich muss zugeben, dass Guv’ner mir vor der Konfrontation mit ihrem „In the Fishtank“-Auftritt eine vollkommen unbekannte Größe waren. Dementsprechend gäbe es an dieser Stelle auch nicht viel, was ich an Wissen über sie verbreiten könnte. Karge Informationen im Internet verraten zumindest, dass es sich bei Guv’ner um eine New Yorker Alternative-Band handelt, die von Thurston Moore von Sonic Youth entdeckt worden ist. Immerhin drei ganze Studioalben haben sie im Laufe der 90er Jahre bei Merge veröffentlicht, dazu gesellen sich mehrere Singles und EPs und eben jener Fishtank-Auftritt, der nun vor mir liegt.

Die Entdeckung durch Sonic Youth darf an dieser Stelle ruhig nochmal erwähnt werden, denn genau in den Bahnen jener Band bewegen sich Guv’ner in ihrem aquamarinen Studioauftritt. Auf „In the Fishtank 2“ gibt es schrägen Indierock mit wechselnden male und female Vocals (Concord Jets), wüst verspielte Noiserock-Eskapaden (Now Is Not the Time to Love Me (For Unai))  und elegant, kuriose Balladen (You lie). Dazu gesellt sich eine experimentelle, groteske Weihnachtssongverzerrung (Jungle Bells). Bei all diesen Songs steht vor allem das Spiel mit den schrägen Tönen im Vordergrund. Guv’ner kratzen, malmen, beißen und schnoddern sich durch schiefe Takte, angerissene/abgerissene Tonfolgen und melancholische Disharmonien.

Mehr noch als die Entdecker Sonic Youth scheinen dann auch die 70er Indie Rock Klassiker aus dem Material hervorzublitzen. Wer sich bei dem schräg düsteren Gesang des öfteren an Nico erinnert fühlt, dürfte gar nicht so verkehrt liegen. Und Lou Reed und Velvet Underground Fans werden mit Sicherheit helle Freude an den experimentellen Noise-Versatzstücken haben. Lo-Fi-Geschrammel, wie es nostalgischer nicht sein könnte: Mit Sicherheit nicht so rebellisch, krachig wie die 80er und 90er Werke von Sonic Youth und auch nicht ganz so elegant wie die 70er Jahre Vorbilder, dafür aber wunderbar altmodisch, anachronistisch und unzeitgemäß. Der 1997er Fishtank ist eine kleine, unaufdringliche Zeitmaschine in die Anfangstage des Indie, Lo-Fi, Noise- und Experimentalrocks. Und Spaß macht dieser kurze Ausflug allemal.

Bands/Künstler_Innen: Guv'ner, | Genres: Indie, Rock, | Jahrzehnt: 1990er,


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