Jazz an der Schwelle… – Isla – das neue Album vom Portico Quartet

Diese Empfehlung könnte ebenso gut bei den vergessenen Alben des letzten Jahrzehnts stehen, wie er ein Hinweis auf eine interessante Neuveröffentlichung abseits gängiger Konventionen sein könnte. Gegen Ende des letzten Dezenniums, gerade mal vor einem halben Jahr erschien mit dem zweiten Album des Portico Quartets „Isla“ ein Jazz-Output, der sich konsequent vom Jazz wegbewegt und sich allen möglichen Arten und Abarten postmoderner Musik, vom Pop über den Postrock bis hin zu avantgardistischer E-Musik öffnet. Isla ist nicht nur ein einzigartiges Stück Post Jazz, sondern beweist auch, dass die klassischste Form der U-Musik (eine Kategorisierung die in diesem Fall mehr als unangebracht ist) immer noch überraschen und mitreißen kann.

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Melodie als Option – The Dillinger Escape Plans neustes Album „Option Paralysis“

Es ist nichts neues, dass bei Dillinger Escape Plan das Chaos Methode hat. Es ist aber auch nichts neues, dass diese Methode von Album zu Album nicht nur verfeinert wurde sondern mit der Zeit auch immer weitere Nuancen dazugewonnen hat. Spätestens seit Miss Machine spielen die Avantgarde Metaler aus New Jersey weitaus mehr als den brutalen Chaoscore der Anfangstage, für den sie so berühmt und berüchtigt waren. Mathematik ist hinzugekommen, die Zusammenarbeit mit Multitalent Mike Patton (Faith No More, Fantomas) hat ebenfalls ihre Spuren hinterlassen und hin und wieder durfte sogar eine Form von pervertiertem Pop in den letzten Alben vorbeischauen. Dem Konzept von Chaos und dessen Filterung, von Krach und dessen Aufweichung, halten DEP auch auf ihrer nun erscheinenden gerade mal vierten Langspielplatte (der immerhin fünf EPs gegenüberstehen) die Treue.

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Introducing… Kazuki Tomokawa

Seit 1970 ist der „Schreiende Philosoph“ Kazuki Tomokawa ein nicht wegzudenkender Bestandteil der japanischen Musikszene. Trotzdem kann die Rezeption des Dichters und Folksängers außerhalb Asiens nur als mangelhaft bezeichnet werden. Obwohl seine Discographie mittlerweile über zwanzig Veröffentlichungen umfasst und sowohl Albennamen als auch Songtexte ins Englische übersetzt wurden, blieb dem Poeten bisher ein größerer Erfolg in Übersee verwehrt.

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Eurodance – Ein Manifest für das Vergessen

Bei uns hieß es immer Kirmesmusik – bzw. Kärwemusik im soliden saarländischen Dialekt. Gerade mal zehn Jahre alt war ich, als SNAPS! Rhythm is a dancer 1992 erschien und dank des Einflusses meines großen Bruders interessierte ich mich eher für die Seattler Rockszene und 80er Jahre Metalhelden als für den glatt polierten Elektrosound, der direkt vor unserer Haustür fabriziert wurde. Aber irgendwie konnte ich mich dem Ganzen dann doch nicht so richtig entziehen. Der Dauerbeschallung durch VIVA und MTV sowie dem nicht zu unterschätzenden Einfluss gleichaltriger Freunde sei Dank. Irgendwann kannte ich sie alle, hatte sie hier und dort bei Freunden gehört, durch Zufall auf Viva gesehen und 1995 geschah dann tatsächlich das Unfassbare: Mit E-Rotics Love Affair kaufte ich mir mein erstes (und bis dato letztes) Album der europäischen Elektrofabrik. Davor hatte ich immerhin die ein oder andere Single besessen und zum Geburtstag den Schlumpfen.Techno zum Geschenk erhalten, aber der Kauf dieses Albums – woran mit Sicherheit auch die albernen Comic-Videoclips und zahllosen lyrischen Schlüpfrigkeiten Schuld waren – bedeutete für mich eine Art Statement, ein kurzes Bekenntnis zu dieser Form von Musik, bevor ich durch die Pubertät und durch Grunge, Punk und Metal endgültig geheilt werden sollte…

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Konservierte Avantgarde – Eine Rezension zu Univers Zeros neustem Album Clivages

Die seit 1974 existierende Band Univers Zero zählt neben Henry Cow, Stormy Six und Art Zoyd zu den prominentesten Vertretern des so genannten RIO – „Rock in Opposition“. In ihrer mittlerweile über 35 Jahre andauernden Karriere hat es die Band allerdings nur auf neun ganze Studioalben, einige EPs und Liveaufnahmen geschafft. Dies liegt nicht nur an der zwölfjährigen Pause, die sich die Band von 1987 – 1999 selbst verordnete, sondern ebenso an dem äußerst unregelmäßigen Veröffentlichungsrhythmus, der Fans auch gerne mal fünf Jahre auf das nächste Werk warten lässt. Das letzte Album „Implosion“ ist 2004 erschienen und nun also, 2010 – sechs Jahre später – der lang ersehnte Nachfolger für Freunde des AvantProg und der komplexen Kammermusik.

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10 Jahre Plattentests.de – Happy Birthday

Am 2. Dezember 1999 wurde die  Musikwebsite Plattentests.de nach einiger Vorlaufzeit von Armin Linder ins Leben gerufen. Zehn Jahre sind seitdem vergangen. Jahre voller euphorischer Lobpreisungen, deftiger Verrisse und all dem, was dazwischen stattfindet. Die Website, die früher mit dem Slogan „Das Beste aus Rock und Independendent“ um die Gunst ihrer Lese buhlte, ist mittlerweile zu einer festen Institution im deutschen Musikjournalismus geworden. Zahlreiche Redakteure landeten bei der Visions, Plattentests rangiert bei Onlineumfragen regelmäßig neben Laut.de und Intro unter den beliebtesten Musikwebsites und schließlich haben sie es sogar zu einen eigenen Wikipediaeintrag geschafft. Kein Wunder: Seit seiner Entstehung begeistert Plattentests mit hervorragend geschriebenen Rezensionen, einem fundierten Überblick über die alternative Musikszene und zahlreichen interessanten Geheimtipps, die von der restlichen Musikpresse nur halbherzig wahrgenommen werden.

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