Band: L7

Die besten Punkrock-Alben der 90er Jahre IV

Einen hätte ich noch… Die letzte internationale 90er Punk-Retrospektive (bevor ich mich an den Deutschpunk der Dekade wage), darf gerne auch – zumindest partiell – mit „Punk, der nicht immer nach Punk klingt“ umschrieben werden. Damit ist aber in diesem Fall nicht der Pop-beeinflusste Melodycore der Zeit gemeint, sondern viel mehr das andere Extrem: Punk, der sich vom Experimentellen, Avantgardistischen, Metallischen und Außergewöhnlichen beeinflussen lässt: So wie Nomeansno, die heftig mit Neo Progressive Rock flirten, oder The Exploited, die sich auch im Thrash Metal sichtlich wohl fühlen. Und natürlich nicht zu vergessen Refused, die mit ihrem Post-Punk-Core die Jahrtausendwende vorwegnehmen. Dazwischen tummeln sich noch die beiden Riot Grrrl Bands Sleater Kinney und L7, die zu dem Genre ihren ganz eigenen Stil beitragen. Ich bleibe dabei: Auch jenseits der Radiokompatibilität waren die 90er ein Punk-Jahrzehnt, das weitaus mehr zu bieten hat, als man auf den ersten „Punk is dead!“-Blick vermuten könnte.

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Die besten Grunge Alben der 90er Jahre VII – Was danach geschah…

Der Schlusspunkt des Grunges wird gemeinhin Ende des Jahres 1994 verortet: Nach dem Tod Kurt Cobains im Sommer dieses Jahres, nach Veröffentlichung der Unplugged in New York und nachdem der Alternative Rock begann auf neuen Pfaden zu wandeln. Gerne wird dabei ja auch über die Kurzlebigkeit des in Seattle entstandenen Genres resümiert. Unabhängig davon, dass er mit seinem 1995er Schlusspunkt stolze vier Jahre in den 90ern präsent war (und darüber hinaus noch ein paar Jahre davor in den 80ern), stimmt dies allein schon deswegen nicht, weil auch danach noch so manches Album erschienen ist, das dem Grunge gut zu Gesicht steht. Genregrößen produzierten hervorragende Grunge-Spätwerke, die „Verlorenen“ des Booms orientierten sich neu, teils in neuen Bands, teils mit progressiveren Sounds, und dann gab es auch noch die Nachzügler, die Late-Bloomer und die Jugend, die sich aus allen Teilen der Welt vom Grunge inspirieren ließ. Deren Veröffentlichungen soll dieser letzte – nun wirklich allerletzte – Grunge-Artikel gewidmet sein. Es gibt jugendlich Ungestümes von Silverchair, experimentell Introspektives von Pearl Jam, Nirvana-Exegese von den Foo Fighters und Bush… und so manches darüber hinaus.

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Die besten Grunge Alben der 90er Jahre III: Oh well, whatever, never mind

Da sind wir. 1991. Und die Rocklandschaft wird nie mehr die selbe sein. Es wurde schon so viel über Nirvana, den Hype um Nevermind und die Peak Grunge Zeit geschrieben, dass es schwer fällt, etwas neues zu finden. Also – auch wenn das alles andere als neu ist – versuche ich es mit etwas Persönlichem. Ich war wahrscheinlich so um die zehn Jahre und tatsächlich war das Jahr 1991 schon vorbei. Für mich war „Grunge“ noch nichts, ein Wort, das eher nach leckerem Müsli als nach einer harten, dreckigen Rock N Roll Spielart klingt. Viel wichtiger für mich war die Tatsache, dass dies das Jahr sein sollte in dem wir endlich (damals noch voll analog) Kabelfernsehen bekamen. Eine neue Welt für mich: Glücksrad, Der Preis ist heiß, billige 80er Actionfilme… und MTV. Vor allem MTV. Ziemlich schnell kam ich trotz Sprachbarriere auf den Trichter, dass dort der heiße Scheiß stattfindet, der an mich als Zielgruppe gerichtet war. Und vielleicht ist es ein ganz gutes Zeichen für die Diversität des damaligen Musikfernsehens, dass es eben wirklich unterschiedliche Videos waren, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen: Ich erinnere wohlige Schauer bei „No son of mine“ von Genesis ebenso wie meine wackelnden Hüften bei Michael Jacksons „Black or White“ oder Headbangen zu Metallicas „Sad but true“… Und doch, ein Musikvideo stach besonders heraus. Man verklärt ja gerne in der Rückschau, aber ich könnte schwören, dass ich das Gefühl hatte, dass „Smells like Teen Spirit“ etwas Anderes, etwas Besonderes war, obwohl so viel damals neu und ungewohnt schien. Diese Mischung aus Hedonismus, Verzweiflung, Teenage Angst… diese nicht zu bändigende Energie vermischt mit Outsider-Romantik und Rebellentum. In seiner wirklich kurzen Peakzeit hat der Grunge nicht nur Dank Nevermind und dessen Openers die Musikwelt erschüttert und verändert. Und daher auch Zustimmung zu allen, die behaupten, das Rockjahrzehnt begänne mit diesem Album oder gar mit diesem Song. Grunge wurde hier zwar nicht geboren aber zu Mainstream, und was folgte war eine unglaubliche Hochzeit des Genres. Und die besten Alben dieser Hochzeit waren…

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Die besten Grunge Alben der 90er Jahre I: Before Nevermind

Für viele beginnt die Rockdekade der 90er Jahre im Jahr 1991. Und es spricht in der Tat vieles dafür die Veröffentlichung von Nirvanas Nevermind im September dieses Jahres als Meilenstein und Initialzündung für alle kommenden Rock-CDs zu sehen: Grunge war plötzlich das Stichwort der Stunde und sollte zumindest in der ersten Hälfte des Jahrzehnts die Musiklandschaft dominieren. Zudem bedeutete der Hype um den Seattle Sound die Mainstreamisierung des Indie- und Alternative Rock und führte dazu, dass plötzlich zahllose Punk-, Hardrock- und Metal-Variationen altbacken oder gar bieder wirkten. Ohne Nirvanas Überalbum hätte sich die Rockmusik der letzten Jahrzehnte komplett anders entwickelt: Teenage Lust und Teenage Angst bekamen einen prominenten Platz in der härteren Rockmusik, folgende Genres wie der spät 90er Alternative Rock, Nu Metal, Emo und der Garage Rock der frühen 2000er Jahre hätten wohl nie eine solch große Bedeutung erhalten (oder gar nicht erst stattgefunden), und MTV wäre nie zum Spielplatz vermeintlicher Außenseiter geworden. Dank des Grunges durfte Rock auch im Mainstream wieder dreckig, hässlich, verzweifelt, ungestüm und wild sein.

Aber wie alle anderen (musikalischen) Spielarten hat auch dieser Hype eine Vorgeschichte. Bevor Grunge Feuilleton- und Publikumsliebling war, hatte er sich im Untergrund einen gewissen Status als neue Stoßrichtung härterer Musik erspielt, und Seattle war schon vor Nevermind ein Epizentrum des Indie Rock. In dieser 90er Bestenliste wollen wir uns die Bands und Alben anschauen, die ein bisschen früh dran waren und erst posthum vom Grunge-Boom profitieren konnten. Dabei kommen sowohl Bands, die in der Peakzeit des Grunges bereits nicht mehr existierten wie Green River oder Mother Love Bone zu Wort, als auch Bands, die mit späteren Veröffentlichungen auf dem Hype-Zug mitfahren durften, namentlich Alice in Chains und Screaming Trees. Die Melvins standen mit ihrem speziellen Sound schon immer irgendwie außerhalb jeder Kategorie, dürfen aber allein qua Herkunft in dieser Bestenliste auftreten und L7 retten ne Menge Punk-Vibes in den jungen Seattler Sound… Und Mudhoney sind so gut, dass man sich durchaus die Frage stellen darf, warum ihre 1991er Großtat nicht die selbe Aufmerksamkeit bekam wie die Kurt Cobains.

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